Peter Pilz
Peter Pilz hat gestern in Salzburg den politischen Aschermittwoch aus den Klauen der Rechten befreit. Ich bin extra angereist, um einer durchwegs feinen Rede voller politischer Bekenntnisse, gnadenlosen Attacken, Gags und Anekdoten zu lauschen. Pilz meinte unter anderem, weder an diesem noch einen anderen Tag dürften die Grünen dem rechten Rand das Ruder überlassen. Seine wohl als Weckruf für seine eigene – ironisch „perfekt“ genannte – Partei zu bezeichnende Rede gibt es in wenigen Ausschnitten in meinem „Twitter-Ticker„. Hinterher gab er mir ein Interview.

ZurPolitik.com: Herr Pilz, sie haben sehr wütend gewirkt bei ihrer Rede. Ist die Zeit so schlimm?
Peter Pilz: Ja die Zeit ist für die Menschen schlimmer, und es ist unverschämt wie mit ihren Sorgen umgegangen und daraus politisches Kapital geschlagen wird, und nichts für sie getan wird. Ich führe einen zum Glück erfolgreichen Kampf zum Schutz kleiner Anleger und Anlegerinnen und von Sparern. Wir bringen da eh erstaunlich viel zusammen. Aber es ist eine Schande, dass wir Grünen die einzigen sind, die für die Opfer der Krise kämpfen.

ZurPolitik.com: Ihre Rede erschien mir heute sehr politisch, in der näheren Vergangenheit sind sie öffentlich wohl eher als Aufdecker wahrgenommen worden. Machen die Medien in Österreich ihre Arbeit richtig, oder übernehmen Sie Teile ihrer Aufgaben?
Pilz: Es sind verschiedene Sachen. In österreichischen Medien gab es früher viel mehr investigativen Journalismus in Sachen Kontrolle und Aufdecken. Einerseits trauten sich viele Redaktionen mehr, andererseits sind Journalisten durch die Medienkrise extrem unter Druck geraten. Junge Journalisten oder Journalistinnen, die auf Zeilenbasis schreiben, müssen sich überlegen ob sie ihren Lebensunterhalt durch den Besuch einer Pressekonferenz mit wenig Aufwand verdienen, oder ob sie eine komplizierte Recherche machen, wo man für drei Zeilen vielleicht einen Tag arbeitet.

ZurPolitik.com: Sie haben in den letzten Jahren viele Skandale thematisiert. Sind die Konsequenzen daraus hierzulande ausreichend?
Pilz: Nach wie vor ist für Korruption alles offen. Insbesondere die politischen Parteien können leicht gekauft werden. Spendenwäsche in Interessensvertretungen wie der Industriellenvereinigung ist bei uns straffrei. In Deutschland wird man dafür drei Jahre eingesperrt. Öffentliche Unternehmen oder Unternehmen die öffentliche Aufträge bekommen dürfen an Parteien spenden. Das ist eine Einladung zur Korruption. Das österreichische System ist korruptionsfördernd.

ZurPolitik.com: Frustriert sie das? Wie kann man sich den Kampfgeist dagegen so lange aufrecht erhalten?
Pilz (grinst): Ach, ich mache das ja gerne. Würde ich das nicht gerne machen, würde ich längst etwas anderes machen.

ZurPolitik.com: Und wer wird es bei den Grünen machen, wenn Sie es einmal nicht mehr tun wollen?
Pilz: Ich bin der Einzige den man sinnvollerweise nicht danach Fragen sollte. Wir ermuntern die Leute, dass sie bei uns tun, was sie gerne machen und gut können. Wir haben zum Beispiel den Werner Kogler, der hervorragend im Bereich Kontrolle ist. Es werden noch andere dazu kommen. Ich mache mir da keine Sorgen.

ZurPolitik.com: In der Wikipedia steht für einen Politiker Ihres Kalibers erstaunlich wenig. Was haben Sie eigentlich vor ihrer parlamentarischen Arbeit gemacht?
Pilz: Ich habe gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften an der Uni Wien sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte gemacht. Damals begann ich auch mit Lehraufträgen, habe mich dann aber bewusst nicht für eine akademische Karriere entschieden und bin voll in die Politik eingestiegen.

ZurPolitik.com: Weil ich auch aus Kapfenberg komme: Haben Sie eigentlich noch Kontakte dorthin, eventuell in die dortige politische Szene?
Pilz: Ab und zu werde ich eingeladen. Aber wenn ich nach Kapfenberg fahre, dann fahre ich knapp daran vorbei auf meine Alm und politisiere höchstens mit mir selbst und den Pilzen im steirischen Walde.

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