Das Audimax wird nie wieder dasselbe für uns sein. Die gut zweitausend Menschen die sich heute am ersten Tag der Unibesetzung in Wien den größten Hörsaal (und ein paar weitere) unter den Nagel gerissen haben, kennen diesen nun nicht mehr nur als Ort der Prüfung und des Bodensitzens, sondern als einen der Versammlung, des Protests, der Party und des Bodensitzens. Das war eine Sache die in zwei Jahrzehnten in Österreich vielleicht ein oder zwei Mal passiert.
Am ersten Tag (Donnerstag) war die Stimmung fantastisch. Politischer Protest ist nicht länger (nur) dieses verkrampfte 68er-Getue (auch wenn die Instrumente tatsächlich ähnlich geblieben sind). Das Fuck You der Gegenwart ist dort Spaß zu haben, wo die Missstände jeden Spaß verunmöglichen. Wenn ich auch noch einige kritische Worte anmerken werde müssen, war das doch ein Erlebnis das ich nie vergessen werde. Wie es am Freitag vor dem langen Wochenende weitergeht wird sich weisen.
Es ist möglich, dass die Uni die Sache wegen des ungünstigen Termins auszusitzen versucht – deshalb wurde die Polizei auch recht bald wieder zurückgepfiffen. Das kann kurzfristig funktionieren. Allerdings sind die Missstände zu tief und die Unzufriedenheit seit langem zu groß, als dass diese Sache einfach vorbeigehen würde. Der 22. Oktober war nur ein Anfang.