Eine Journalistin von Progress, dem Magazin der ÖH, hat mich kürzlich kontaktiert um ein kurzes Interview zu den Studierendenprotesten gebeten. Meine ungekürzten Antworten findet ihr (wie gewohnt?) hier.

Progress: Wann hast du die Karte „unsere unis“ entworfen? Wie viele Zugriffe auf die Karte hat es bisher gegeben?
Tom: Ich habe die Karte begonnen als sich abzeichnete, dass der Protest international wird. Ich wollte eine Übersicht im absehbaren Chaos schaffen. Anfangs suchte ich aktiv selbst über Twitter nach verifizierbaren Nachrichten über Besetzungen. Mit der Zeit haben mir dabei zwei, drei andere Studenten die ich vorher nicht kannte geholfen, weil sie das Projekt interessant fanden. Nach etwa einem Monat war die Karte dann so ziemlich überall bekannt und die BesetzerInnen von neu dazugekommenen Universitäten begannen selbstständig mich anzuschreiben. Die Karte steht im Moment bei 2,4 Millionen Zugriffen.

Progress: Inwieweit hat sich die Studierenden-Protestkultur deiner Meinung nach durch das Web 2.0 verändert?
Tom: Die Studierenden-Proteste wären meiner Einschätzung nach ohne das Internet bzw. insbesondere das Web 2.0 nicht möglich gewesen. Punkt.

Nicht nur, weil die Kommunikation und Organisation auf so ziemlich allen Ebenen darüber stattfand, sondern auch, weil über diese eigenen Medienkanäle auch die traditionellen Medien erreicht wurden. Halbe Redaktionen saßen da staunend vor dem Livestream oder verfolgten die Sache über Twitter. Nicht zu vergessen: So konnten die Studierenden auch immer ihre Sichtweise einer ziemlich großen Öffentlichkeit präsentieren und dem grausamen Nonsense entgegenwirken der in vielen Medien zu lesen war.

Am zweiten Tag des Protests habe ich einen Freund mitgenommen, der selbst kein Student mehr ist. Damals war die ganze Sache hauptsächlich noch Party. Etwa drei Wochen später schrieb er mir eine SMS, dass er den Protest mal wieder über den Livestream beobachtet hat und begeistert ist, wie sich die Sache entwickelt hat. Für mich waren die Leute die den Livestream abdrehen wollten und Angst vor unserer eigenen Öffentlichkeit hatten lange Zeit über die größte Gefahr für den Protest.

Ohne das Nutzen des Webs hätte der Protest das erste Wochenende oder die erste Woche glaube ich nur sehr unwahrscheinlich überlebt – jedenfalls ganz sicher nicht mit dieser Stärke.

Progress: Wie groß war den der Anteil der Studierenden, die gegen den Livestream waren – und ist das von einer bestimmten Gruppe ausgegangen?
Tom: Der Anteil war an sich nicht groß. Das wurde immer wieder von einer kleinen Gruppe thematisiert. Zwischendurch hätte die aber beinahe Erfolg gehabt. Eine Abstimmung darüber, ob der Stream eingeschränkt werden sollte konnte nur mit Stimmengleichheit im Plenum abgelehnt werden.

Progress: Mit welchen Argumenten kamen die Livestream-Gegner? Und wann war die Abstimmung im Plenum?
Tom: Ich weiß nicht mehr, wann die war. Die Argumente liefen darauf hinaus, dass das ja alles wie Big Brother sei.

Progress: Wer ist federführend für die österreichische Seite? Wer strukturiert das und wer hat den Überblick über die Zugriffe? Kannst du mir da einen Ansprechpartner empfehlen?
Tom: Wer die momentane Website entworfen hat weiß ich nicht. Die technische Wartung übernimmt eine eigene Arbeitsgruppe. Für die erste Version der Seite war Luca Hammer zuständig, der überhaupt viel in dem Bereichauf die Beine gestellt hat (u.a. den Livestream eingerichtet). Die aktuellen Inhalte werden von der AG Presse eingespeist. Ansprechpersonen und E-Mailadressen solltest du im Wiki.

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