Ich kenne die Gründe, aus denen ich bei der Präsidentschaftswahl wählen gehen muss. Ich werde wählen gehen und ich werde gültig wählen. Ein gutes Gefühl werde ich dabei aber nicht haben.

Den Kandidaten, den ich wählen werde, finde ich eigentlich ganz ok. Nicht perfekt, aber solide. Sein Wahlkampf hätte mich aber, wenn es akzeptable Alternativen gäbe, nie und nimmer überzeugt. Ist ein Minimum an Inhalten wirklich zu viel verlangt? Oder ist das Amt sogar für seinen derzeitigen Träger so unnötig, dass ihm nichts Besseres einfällt, als inhaltsleere Phrasen à la „Unser Handeln braucht Werte“?

Als ich vor kurzem von einem zweiwöchigen Spanienurlaub, ohne Internet und Zeitungen, zurückgekommen bin, habe ich einen Verwandten gefragt, wie es denn um den Wahlkampf steht. Als Antwort kam bloß Gelächter und ein „Na, gor net, halt.“ Eine prägnante Zusammenfassung des politischen Wettbewerbs um eines der höchsten Ämter dieses Staats.

Unter dem Titel „Rat mal, wer zum Essen kommt…“ wurde vor einigen Tagen ein Videoclip auf einer Website der Wahlkampagne von Heinz Fischer veröffentlicht. Im Stil einer Dokumentation wird darin gezeigt wie Heinz und Margit Fischer als Überraschungsgäste bei einem „friends&fischer-Event“ – eine Party unter dem Motto: „die Wiederwahl von Heinz Fischer“ – auftauchen. Auf der Website wird der Abend so beschrieben:

„Doch erst einmal losgeplaudert lief der Abend, wie ein Abend unter Freundinnen und Freuden [sic] eben läuft: Entspannt, unterhaltsam und witzig: Wann haben Sie…..? Wie war das damals mit… ? Erzählen Sie doch mal, als…
Heinz Fischer erzählt in bester Anekdotenlaune, was der Bundespräsident nicht immer so nach außen kehren kann: Von interessanten Staatsbesuchen und Pannen im Politalltag, von lästigen Verpflichtungen und beeindruckenden Persönlichkeiten.“

Heinz Fischer steht als Kandidat einer  „unannehmbaren Aussagen zu nationalsozialistischen Verbrechen“ tätigenden Frau, die mit einem „Mann, der fest im rechtsextremen Lager steht“ verheiratet ist, und einem religiösen Fanatiker, der Gott in die Verfassung aufnehmen will, gegenüber. Warum betreibt er seinen Wahlkampf mit Videoclips im „Jamie Oliver-Das Essen ist fertig“-Format und Wahlslogans, die, ohne die geringste Änderung, von wohl jeder beliebigen KandidatIn – Richard Lugner vielleicht ausgenommen – übernommen werden könnten?

Was mich wirklich nervt?
Rechte Recken, christliche Fundis und ein völlig sinnfreier Wahlkampf.

Fühlt sich hier irgendjemand als WählerIn ernst genommen?

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