.. oder wie man im 21. Jhdt an Geld kommt.

Beim Lesen eines Artikels der Financial Times Deutschland wurde mir irgendwie komisch im Bauch. Es ist nicht so, dass er schlecht geschrieben wäre oder ich die Zeitung sonst nicht schätzen würde. Aber es fehlt mir wieder einmal ein Zugang zu Materien, was bestimmte Maßnahmen von politischen Akteuern lächerlich erscheinen lässt.

Kreditausfallversicherungen

Der Artikel dreht sich um die Regulierung von CDS (credit default swaps), also Kreditausfallversicherungen. Im Grunde genommen ein sinnvolles Instrumentarium, um Sicherheit zu schaffen. Es gibt zwar bereits auch dazu Kritiker, die sagen, dass jemand der eine Anleihe kauft oder einen Kredit begibt, halt vorher prüfen soll, ob er sein Geld später einmal wieder bekommt.

Dieser Zugang hat natürlich auch seine Berechtigung, weil er auf die persönliche Haftung anspielt, die in diesen Zeiten immer mehr verloren geht. Verantwortung wird weitergegeben und ich bin fein raus. Dazu möchte ich jetzt aber nicht weiter eingehen, weil sich Versicherungen durchaus als sinnvoll herausgestellt haben und nicht nur in der Finanzbranche eingesetzt werden. Ihr Existenz darf ruhig als legitim bezeichnet werden.

Populismus, zu Recht kritisiert

Zurück zum Artikel. Das Verbot von ungedeckten Kreditausfallsversicherungen wird indirekt kritisiert. Merkel und Sarkozy hätten die Spekulanten als Verantwortliche für die europäische Schuldenkrise missbraucht. Das ist richtig und war auch billiger Populismus der beiden Politgrößen. Schuld waren nämlich nicht Spekulanten, sondern strukturelle Probleme der EU und eine defizitäre Haushaltspolitik über viele Jahre.

Nun jetzt aber zu meiner Intention. Spielt es denn eine Rolle, ob CDS die Schuldenkrise verschärft haben? Grundsätzlich ja. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, darf man die Frage in den Raum stellen, ob Spekulationen in dieser Form zugelassen werden sollen.

Mit „in dieser Form“ meine ich ungedeckte Kreditausfallversicherungen. Ich besitze also gar keine Staatsanleihen von Griechenland, kaufe mir aber CDS dafür und mache mit einem steigenden CDS-Kurs oder gar einer Insolvenz der Hellas Gewinn. Egal wie gering die Auswirkungen spekulativer Triebe auch sein mögen, es darf auch einmal hinterfragt werden, wer davon eigentlich profitiert und ob dieser Profit legitim ist.

Money, Money, Money

Das ist eine Grundsatzfrage. Eine Gesellschaft muss sich damit auseindersetzen, wie der einzelne Bürger zu Geld kommt. Ein Arbeiter, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr auf dem Bau schuftet, wird kaum verstehen, warum jemand durch irgendwelche verschachtelten Finanzprodukte innerhalb von Wochen seinen Jahresverdienst einnimmt, ohne eine wirkliche Leistung für die Gesellschaft erbracht zu haben. Ja, er hat mit seinem eingesetzten Kapital Risiko auf sich genommen, aber wer hat von so einer Spekulation etwas?

Kapitalismus darf nicht zum Selbstzweck werden. Die Wirtschaft ist da um Arbeit und Wohlstand zu schaffen und nicht um einzelne Akteure in kürzester Zeit zu Millionären zu machen. Das ist meines Erachtens kein klassenkämpferischer Zugang, sondern berechtigte Kritik an einem verkrusteten System. Sehr schön hat das einmal Ulrich Schäfer in der Süddeutschen ausgedrückt.

Wenn einige ganz schnell sehr reich werden, während die Masse mit ehrlicher Arbeit kaum über die Runden kommt, dann kann das eine Gesellschaft zerreißen.

Noch mehr Krise

Das die bösen Spekulanten nicht für diese, also die Schuldenkrise der europäischen Union, verantwortlich sind, ist eigentlich bereits geklärt. Das wissen wahrscheinlich auch die handelnden Politiker, die trotzdem irgendwie Handlungsfähigkeit demonstrieren müssen. Der breiten Masse zeigt man das am besten mit billigem Populismus.

Das Spekulanten für Systemkrisen verantwortlich sind, kann aber nicht bestritten werden. Ich denke da vor allem an zwei. Die eine findet sich in schwankenden Preisen bei Agrarprodukten wieder, die andere in den Köpfen der Menschen. Was mache ich falsch, wenn ich mit Müh und Not über die Runden komme und andere in Minuten Millionen Dollar verdienen.

Bild “Müde”: © Reinhold Kiss/ PIXELIO
Bild “Verzweiflung”: © Uta Herbert/ PIXELIO

Interessant oder? Teile das doch mit deinen Freunden!