Vor einigen Wochen bin ich in eine WG im vierten Wiener Bezirk gezogen. Verwöhnt davon, dass direkt an meinem alten Studentenwohnheim eine City Bike-Station lag, war ich etwas enttäuscht, in Wieden nur eine einzige Station mit öffentlichen Rädern vorzufinden. Immerhin haben die WienerInnen zum jetztigen Zeitpunkt fast eine Million Kilometer in diesem Jahr mit den City Bikes zurückgelegt (wenn es nicht regnet, dürfte das spätestens morgen erreicht sein), und da will ich nicht fehlen. Es ist eine schnelle und sorglose Art, sich in einer Stadt fortzubewegen. Zeit sich als Bürgerjournalist zu betätigen, dachte ich, und schrieb die Zuständigen an.

Das war zunächst gar nicht so einfach. Die Betreiber verwiesen darauf, dass das Aufstellen neuer Stationen eine Sache der Bezirke sei. Von denen würde die Initiative ausgehen, die Stadt würde dann später wiederum die Betreiber mit der Planung und Umsetzung von Stationen beauftragen. Die Konzentration des Ausbaus liege momentan im Westen von Wien. Im 14. bis 18. Bezirk sollen in den kommenden fünf Jahren weitere 60 Stationen entstehen.

Das freut mich natürlich, hilft mir aber persönlich wenig, wenn meine eigene Station meist leer, voll oder manchmal auch defekt ist. Also wandte ich mich an die Bezirksvorsteherin Susanne Reichard (ÖVP), die mich per (rascher) Antwort aus ihrem Urlaub wissen ließ:

„Auf der Wieden besteht seit langem der Wunsch nach mehr City Bike Stationen. Leider ist dies allerdings nicht Bezirkssache, sondern der Betreiber, die Firma Gewista, muß ansuchen. In diversen Gesprächen mit der MA 46 (Verkehrsorganisation) und dem Radwegekoordinator der Stadt Wien wurde dies auch schon (mehrmals) besprochen, und eigentlich sollten demnächst endlich neue Bike Stationen aufgestellt werden.“

Man sieht: Ein kleiner Widerspruch in der Zuständigkeit tat sich auf.

Anscheinend wollen aber alle Beteiligten den Service auch in Wieden ausbauen, denn auch Mathias Wegscheider vom City Bike-Team meinte:

„Im 4. Bezirk wollten wir bereits beim Start des Systems mehr Stationen, jedoch konnten diese Pläne nicht umgesetzt werden. Damals wie heute ist die größte Hürde dabei der Platzmangel.“

Platzmangel? Das konnte ich nicht glauben. Ich machte mich also mit meinem Fotoapparat auf den Weg um einige potentielle Stationen zu finden.


Mögliche City Bike-Stationen im 4. Wiener Bezirk auf einer größeren Karte anzeigen

Die unendlich vielen Orte, an denen man zugunsten von 20 City Bike-Plätzen einfach zwei Autoparkplätze plattmachen könnte, habe ich in meinem kleinen Rundgang weggelassen. Es ging mir darum zu zeigen, dass ein angeblicher Platzmangel beim entsprechenden Willen der Beteiligten ein nicht wirklich nachvollziehbares Argument ist.

Bevor ich diesen Beitrag schreiben konnte, vergingen noch ein paar Tage. Deshalb kontaktierte ich noch einmal Frau Reichard, und bekam eine erfreuliche Antwort. Sie habe mittlerweile mit dem Radwegkoordinator der Stadt Wien gesprochen. Diesmal konnte sie bereits zwei konkrete Orte nennen, an denen Stationen entstehen sollen (sie sind auf der Karte eingetragen – mögliche weitere Informationen werde ich nachreichen).

Da sich keine davon mit den von mir fotografierten Orten überschneidet, hoffe ich, dass auch nach diesen beiden Stationen der Ausbau des Netzes in Wieden nicht gestoppt wird. Der vierte Bezirk ist zwar einer der kleinsten von Wien, aber auch mit drei Stationen sind die Fußwege zur nächsten immer noch recht lang. Insbesondere im Bereich der Wiedner Hauptstraße ist ein zu großes Loch.

Wenn auch ihr in eurer Gegend einen Ausbau des City Bike-Netzes vorantreiben wollt, rate ich dazu, die Betreiber und eure Bezirksvorstehung zu kontaktieren und konkrete Vorschläge zu machen. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen in den Kommentaren teilt.

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