Heute wurde in Wien das letzte „Bezirksjournal“ an die Haushalte ausgeliefert. Das Gratisblatt der Mediaprint (bekanntermaßen eine Tochter von Krone und Kurier) wird wegen mangelnder wirtschaftlicher Perspektive eingestellt. Der Verlust für die publizistische Qualität in Österreich hält sich in Grenzen. Die Parteien trommelten aber noch einmal kräftig Werbung in das an alle Haushalte gelieferte Blatt.

Allein die FPÖ schaltete vier Anzeigen – darunter eine, die das Titelfoto ersetzt (wie schon in der Ausgabe von Woche 32). Zusätzlich gaben die „Freiheitlichen Arbeitnehmer“ zwei Anzeigen auf, die aussehen wie ein ganz normaler Text. Redaktionell gab es ein günstiges Umfeld, nämlich eine (Titel-)Geschichte über FPÖ-Werbung am Trikot des SC Columbia Floridsdorf beim Fußball-Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund (ein Interview mit einem Obmann, der „sich offenbar was traut“).

Zwei Seiten im Inneren gehörten der ÖVP. Die SPÖ war nicht direkt, doch Stadt Wien mit Sujets von SPÖ-Politikern und parteinahe Betriebe wie die Wien Energie (Slogan: JA WIEN) sicherten sich unzählige Seiten.

Der Preis für eine Wien-weite Anzeige am Titelblatt liegt bei knapp 10.200€., weitere 6.000 Euro kostet eine einseitige Anzeige im Inneren. Für eine Anfrage, was dieses Werbefeuerwerk kostet, war vorerst im Sekretariat des Bezirksjournals niemand erreichbar. Mir wurde ein Rückruf zugesagt. Angenommen die Parteien kauften ihre Anzeigen für Wien, ergibt das laut den auf der Bezirskblatt-Seite einsehbaren Tarifen folgende Kosten:

SPÖ-nah (Stadt, Wien Energie, Wiener Wohnen: Rückseite + 1*1 + 4*1/2 + 2*1/4): 28.500 Euro
FPÖ (Titel + 2*1/2 + 1*1/4-Seite) + Freiheitliche Arbeitnehmer (1*1/4 + 1*1/2): 22.200 Euro.
ÖVP (2 Seiten): 12.000 Euro

(Allgemein ist es schwierig, den Unterschied zwischen Text und Werbung zu erkennen – sowohl optisch als auch inhaltlich. Die Werbungen sind auch in einigen Fällen nicht klar zuordenbar. Ich bin außerdem kein Werber und kenne eventuelle Rabatte oder Sonderregelungen nicht. Ich bitte um Korrektur und Nachsicht, wenn ich etwas übersehen habe.)

Die Grünen schalteten übrigens keine Werbung, kamen aber im Blatt prominent vor: Sie werden für für ihre depperten Bezirksstreits schon auf der Titelseite geprügelt: „Harter Bruderkampf – Grün gegen Echt Grün – Hartes Match in der Josefastadt – Opposition reibt sich die Hände“ – Der Bruderkampf ist dabei ein ungekennzeichnetes Zitat des SPÖ-Klubchefs.

PS: Dass die Einstellung der Wochenzeitung erfolgen würde, schien trotz wochenlanger Verhandlungen über die Zukunft des Blattes bei Redaktionsschluss noch nicht klar zu sein. In der Ausgabe wird nichts davon erwähnt und Ergebnisse einer Umfrage für die nächste Woche angekündigt.

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