Da der Populismus sehr populär ist titelt derstandard.at heute mit „Lehrer wollen eine Stunde weniger unterrichten„. Was dahintersteckt: Die Forderung der Lehrergewerschaft der Berufsbildenden Höheren Schulen nach einer Angleichung der Gesamtwochenarbeitszeit, die laut Gewerkschaft in Schieflage geraten ist. Der Shit-Storm in den Kommentaren war vorhersehbar.

Shit-Storm rising

Als Angestellter in der Privatwirtschaft – mit fünf Wochen Urlaub im Jahr und auf jeden Fall mehr Präsenzzeit bei meinem Arbeitgeber als etwa Lehrer – ist der erste Reflex auf eine solche Schlagzeile natürlich halbwegs wütend. Erinnerungen (sozusagen das Trauma jedweder Generation) kommen hoch an jene Lehrer der Vergangenheit, die eine ruhige Kugel schoben, indem sie handgeschriebene Overheadfolien zur Abschrift an die Wand projizierten, diese zur Abschrift stellten und alle paar Wochen einen eklatant vorhersehbaren Test austeilten.

Aber ehrlich gesagt – solche Lehrer waren in der Minderheit. Und spätestens an diesem Punkt weicht die erste Wut doch ein wenig.

Engagierte Lehrer

Denn die Mehrheit meiner damaligen Lehrer – immerhin waren es mit Volksschule, Hauptschule und BHS 13 Jahre die ich im Schulsystem verbracht habe – waren doch sehr engagiert und wollten ihren Schülern etwas beibringen. Manchen gelang es besser als anderen, der Abschluss eines einschlägigen Studiums alleine kann persönliche Talente eben nicht vollends ausgleichen.

Was jedoch blieb: Es gab Lehrer, von denen ich fachlich – bei manchen auch persönlich – irrsinnig viel lernen konnte, von dem ich im Studium und bei der mittlerweile jahrelangen Berufstätigkeit stark profitierte – natürlich auch monetär.

Global und kurzfristig

Was hat das jetzt jedoch mit der aktuellen Forderung der BHS-Lehrergewerkschaft zu tun – abgesehen davon, dass sich eine Forderung nach einer Stundenreduktion „in der Klasse“ politisch kaum durchsetzen lassen würde?

Im Grunde wenig. Die Lehrergewerkschaft fordert quasi eine Globallösung. Eine Lösung, die sowohl den herausragenden Lehrern – denen ein Mehr an Freizeit zur Erholung und Aufrechterhaltung ihrer Leistungsfähigkeit sicher helfen würde – als auch den weniger engagierten Berufskollegen zugute kommen würde. Eine kurzfristige Lösung, die Ungerechtigkeiten und Überforderungen – wie ich sie als Laie zu sehen glaube – nicht beseitigen.

Leistung und Lehrer

Denn was fehlt ist eine objektive Beurteilung der Leistung von Lehrbeauftragten – und damit auch die Möglichkeit zur Schaffung von flexiblen monetären oder sonstigen Anreizsystemen (wie es etwa eine Stundenreduktion sein könnte). Leistungbeurteilungen, die klare Bildungsziele vorgeben aber auch mit einer Verbesserung der (infrastrukturellen) Arbeitsbedingungen der Lehrer einher gehen müssen.

Eine solche Leistungsbeurteilung würde natürlich Kreativität und auch Ressourcen benötigen (klar kostet das etwas, aber Investitionen in die Bildung lohnen sich, wie mittlerweile mehr als genug Studien bewiesen haben). Besonders Direktoren müssten wieder vermehrt in den pädagogischen Bereich – und damit gleichsam wieder weiter weg von Verwaltung und Sponsorensuche – geführt werden.

Messbare Erfolge

Ambitionierte Ziele müssten definiert werden. Etwa die nachhaltige Verbesserung von einzelnen Schülern über einen definierten Zeitraum hinweg (denn ein „Wir wollen fünf Einser pro Klasse“ kann es wohl alleine nicht sein) um nur ein Beispiel zu nennen. Kurz gesagt: Bei der Leistungsbeurteilung müssten messbare Erfolge in der Arbeit der Lehrer – das Produkt hierbei ist nun einmal die Leistung der Schüler – als Basis für Anreize dienen.

Dies wäre ein Auftrag an politische Entscheidungsträger und die Lehrergewerkschaft gleichermaßen. Für politische Entscheidungsträger dahingehend, dass es eben nicht im Interesse eines Staates sein kann, ein Bildungssystem zu haben, welches zwar insgesamt teuer ist, bei dem jedoch zuviele Schüler auf der Strecke bleiben. Wenn Privatschulen bei gleichzeitig hoher Steuerbelastung boomen, dann sollte eigentlich Feuer am Dach sein. Zudem könnten durch objektive Leistungsbeurteilungen Bildungskosten besser kommuniziert werden. Sprich: Bei gutem Output wird die Notwendigkeit von Bildungskosten auch eher akzeptiert.

Keine Angst vor Beurteilung

Aber auch der Gewerkschaft sollte langfristig daran gelegen sein, jene Mitglieder, die ihren Beruf mit Erfolg ausfüllen, in ihrer Position (und natürlich auch in ihren Lebensbedingungen) zu stärken und damit auch insgesamt den Status des Berufsstandes zu fördern. Denn gute Arbeit – es gibt genug Lehrer die eine solche leisten und eine Leistungsbeurteilung nicht fürchten müssten – sollte belohnt werden. Was eben jenen Gewerkschaftsmitgliedern zugute kommen würde, die eben keine ruhige Kugel schieben und ihren Schülern wichtige Werkzeuge für das weitere Leben – egal ob beruflich oder persönlich – mit auf den Weg geben.

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