Wer in einer Onlineredaktion sitzt, kennt das. Zu den tausenden Meldungen von Nachrichtenagenturen gesellen sich ähnlich viele Aussendungen diverser Einzelpersonen, Firmen, Institutionen und Parteien. In Kurzform „OTS“ genannt. Besonders fleissig dabei: Die FPÖ – freilich nach meinem subjektiven Empfinden. Besonders heraus sticht der Pressedienst der FPÖ Wien, der scheinbar aus Langeweile Aussendungen zu prinzipiell allem schreibt, was sich so tut. Lieblingshobby der blauen Nachrichtenabteilung in der Hauptstadt ist freilich SPÖ-Bashing.

Das las sich heute Donnerstag um 12:03 mittags dann doch einigermassen boshaft.

FP will KHG-Preis für Brauner

Garniert mit dem im Volksmund beliebten Zitat „Die Gier is a Hund“ vermutete der blaue Gemeinderat Dominik Nepp in einer „Eiltmeldung“, dass der roten Finanz-Stadträtin Renate Brauner der „KHG-Orden“ für „herausragende Leistungen beim Einstreifen von Steuergeldern“ nicht mehr zu nehmen sein. Eine wenig schmeichelhafte Anspielung an die Affären rund um Ex-Finanzminister Grasser, Institut oder Auszeichnung existieren freilich nicht. Der Grund für den Querschuss: Die Strom- und Gaspreise in Wien sollen angeblich drastisch erhöht werden. (Die OTS im Volltext lesen)

Zuerst schien es, als würde man Seitens der Wiener SPÖ gar nicht erst auf diese Aussendung reagieren. Doch um 13:38, rund anderthalb Stunden später, konterten die Rathaus-Roten doch noch.

Späte Reaktion: Virus-Diagnose für FP-Pressedienst

Der FPÖ Wien Pressedienst sei offenbar von einem „besonders gefährlichen Virus“ infiziert, der seine Träger dazu veranlasse „sinnentleerte Aussendungen“ zu versenden – so die Diagnose des Rathausklubs. Weiters empfahl man den Redaktionen, weitere Eiltmeldungen der Wiener FPÖ ungelesen zu löschen. Die passende Anleitung: “ Verwenden Sie dazu einfach die ‚Delete/Entfernen‘-Taste.“ Wer eine solche Meldung bereits gelesen hat, solle umgehend „Arzt oder Apotheker“ zu Rate ziehen. (Die OTS im Volltext lesen)

Wie lange die angeblich Erkrankten die Retourkutsche auf sich sitzen lassen, bleibt abzuwarten. „Fortsetzung folgt“, das zumindest scheint sicher zu sein.

Das Traurige daran: Beide Parteien haben sich das kleine Scharmützel bisher mindestens je 140 Euro kosten lassen und liefern derlei  Hickhack in regelmäßigen Abständen. Und im besten Falle lesen es dann ein paar Online-Redakteure, in deren Ressorts gerade wenig los ist. Verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeld sieht anders aus.

PS: Die Aussendungen aller anderen Parteien bewegen sich meist auf ähnlichem Informationslevel, aber auf einer quantiativ niedrigeren Frequenz. Mein subjektiver Eindruck, wiederum.

Interessant oder? Teile das doch mit deinen Freunden!