Sophie Karmasin war ja nicht immer Familienministerin. Davor war sie auch Unternehmerin und Familienexpertin. Und als solche war sie einmal zusammen mit mir bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Jugendfrust eingeladen. Leider habe ich kein Video oder Transkript der Diskussion beim damaligen Veranstalter „Profil“ gefunden und der April 2012 ist schon wieder ein bisschen her. Aber wenn ich mich richtig erinnere (und wenn nicht, entschuldige ich mich gleich hier), hat sie sich damals beschwert, dass junge Menschen sich nicht mehr anstrengen würden. Es lief ungefähr darauf hinaus, dass BerufsanfängerInnen einfach um 17 Uhr nach 8 Stunden heimgehen wollen. In derselben Diskussion fand sie es natürlich auch nicht toll, dass junge Leute so wenige Kinder bekommen würden. Damals schien ihr der Zusammenhang noch nicht ganz klar zu sein. Das hat sich anscheinend geändert.

In der Pressestunde gestern kam das Thema „Arbeitsende um 17 Uhr“ nämlich auf. Da klang ihr Rückblick auf das eigene Unternehmerdasein dann so:

Karmasin: „Ich komme ja selbst aus der Privatwirtschaft.“
Hans Bürger: „Haben Sie es da so gemacht? Und Ihre Mitarbeiter?“
Karmasin: „Unterschiedlich. Ich kann Ihnen nur berichten von – es waren auch Väter dabei, aber primär waren es Mütter – die flexibel von zuhause arbeiten konnten. Die untertags gesagt haben: ‚Ich muss jetzt mein Kind von Kindergarten abholen, es ist krank‘. Ja selbstverständlich! Die Kollegin hat dann von zuhause weitergearbeitet.“

Familienministerin Karmasin startet nun eine Initiative für ein familienfreundlicheres Österreich. Mit im Programm: Die Akzeptanz von „Heimgehen um 17 Uhr“ in der Gesellschaft und Wirtschaft zu fördern. Da sie als Mitglied der Exekutive interessanterweise nichts von gesetzlichen Verordnungen hält, basiert dieser Plan wohl vor allem auf gutem Zureden. Aber immerhin.

Und all diese Einsicht nur, weil sie einmal Dänemarks Familienminister besucht hat. Sie beschreibt ihre Erleuchtung so:

„Ich war in Dänemark beim Familienminister, da sagte der, er geht jetzt um 17 Uhr!
Sag ich: ‚Interessant. Haben Sie noch einen Termin?‘
Sagt er: ‚Nein ich geh jetzt zu meiner Familie.‘
Sag ich: ‚Das ist heute aber außergewöhnlich, oder?‘
Sagt er: ‚Nein, selbstverständlich koche ich und bin für meine Familie da.‘
Und das ist dort im Ministerium so und in der Wirtschaft so!“

Ob meine Erinnerung nun trügt oder nicht: Wir sollten unsere PolitikerInnen mehr auf Reisen schicken.

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