Der US-amerikanische „Alt-Right“-Vertreter Richard B. Spencer gibt in seinem Lebenslauf unter anderem an, 2004 Assistent des Direktors der bayerischen Staatsoper und jeweils im Sommer 2005 und 2006 an der Universität Wien – genauer gesagt beim „Institut Wiener Kreis“ (IWK) – gewesen zu sein.

Angesichts des Mission Statement des IWK ist das durchaus überraschend, will dieses doch „die Demokratisierung von Wissen und Wissenschaft als Aufklärungsarbeit wider jeden Irrationalismus, Dogmatismus und Fundamentalismus im gesellschaftlichen Zusammenhang“. Werte, die mit Spencers heutigem Wirken schlicht nicht vereinbar sind, das sich unter anderem um einen völkischen Rassismus und ein durch „friedliche ethnische Säuberungen“ herbeigeführtes arisches Heimatland dreht.

Trump-Bejubelung und Hitlergrüße

Spencer erlangt aktuell auch hierzulande Bekanntheit, weil auf eine seiner Reden massenhaft Zuhörer per Hitlergruß reagierten – was weniger überrascht, wenn man weiß, dass Spencer bei dieser Rede „Heil Trump! Heil unserem Volk! Sieg Heil!“ (übersetzt von „Hail Trump! Hail our people! Hail victory!“) von der Bühne rief.

Die Veranstaltung wurde vom sogenannten National Policy Institute (NPI) veranstaltet, ein rechtsextremistischer Thinktank, den Spencer seit 2011 führt. Er gilt als wichtiger Vertreter des selbsternannten „Alt-Right“-Movements in den USA, von dem einige andere Vertreter nun mit Donald Trump ins Weiße Haus einziehen werden.

IWK distanziert sich klar

Spencer tauchte in den Publikationslisten des IWK und auf dessen Webseite namentlich nie auf. Auf Anfrage distanziert sich IWK-Institutsleiter Friedrich Stadler unmissverständlich von ihm. „Jedenfalls will und muss ich im Namen des Instituts meine Ablehnung und Zurückweisung von Spencers ‚identitären‘, rechtsradikalen und rassistischen politischen Positionen und Aktionen klar zum Ausdruck bringen“, sagt Stadler. Er könne sich an Spencer (der damals 27 und politisch noch unbekannt war) selbst nicht mehr erinnern.

Stadler weist die Darstellung in Spencers eigens erstelltem Lebenslauf zurück: „Er wurde also weder vom Institut Wiener Kreis eingeladen noch hat er einen Aufenthalt am Institut Wiener Kreis absolviert, wie fälschlicherweise im CV zu lesen ist“. Stadler überlegt noch, wie dagegen vorgegangen werden könnte. Spencer habe lediglich zwei Mal an einer je zweiwöchigen Summer School teilgenommen. Diesen Platz hätte er im Rahmen eines Austauschprogrammes mit der Duke University bekommen (an der Spencer nach eigenen Angaben 2005 sein Doktorat begann aber nicht zuende brachte). Aus seiner schließlich erfolgreichen Bewerbung wären seine politischen Ansichten aber nicht ersichtlich gewesen. Diese wären mit den Werten Stadlers und des Instituts „absolut unvereinbar gewesen“.

Während man sich am IWK glaubwürdig von Spencer distanziert, stellt sich die Frage, mit wem er damals in seiner Freizeit hierzulande verkehrte.

Über Österreich zum Identitären-Event

Es war jedenfalls nicht sein letztes Mal in Wien. 2014 wurde Spencer am Vorabend einer NPI-Veranstaltung in Budapest festgenommen, an der unter anderem österreichische und deutsche Identitäre teilnehmen und sprechen sollten. Spencer umging davor ein gegen ihn und die anderen Sprecher erlassenes Einreiseverbot kurzzeitig, indem er statt direkt nach Budapest erst nach Wien flog und von dort den Zug nach Ungarn nahm. Schlussendlich wurde er dort aber aufgegriffen.  Seither gilt ein dreijähriges Einreiseverbot in den Schengen-Raum für ihn.

Would-be speakers, including Russian nationalist and Putin government adviser Aleksandr Dugin, influential Austrian Identitarian author Markus Willinger, and French anti-Islam activist Philippe Vardon were all informed they’d be arrested if they tried to attend. They stayed home. Publishing scion and NPI co-founder William Regnery flew to Budapest anyway, only to be sent back to London a day later. (Zitat: Foreign Policy)

Im FPÖ-nahen  (im Impressum stand lange auch FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer, der auf der Seite auch als Autor auftrat) Blog „Unzensuriert“ berichtete ein (namenloser) Autor, an dieser als sehr positiv beschriebenen Veranstaltung teilgenommen zu haben. Spencers Fehlen fand Unzensuriert als „sicherlich bedauernswert“.

Das erst als große Konferenz angekündigte Event wurde im Vorfeld von der selbst schon weit rechts verortbaren Orban-Regierung verboten (Begründung: Es sei ein Versuch neonazistischer und faschistischer Betätigung). Unzensuriert kritisierte das als „stalinistischen Reflex“ (was angesichts des sonstigen Verhältnisses zu Menschenrechten der sonst von FPÖ und Unzensuriert gelobten ungarischen Regierung nicht gänzlich abwegig erscheint). Das Event fand etwas später trotzdem statt, allerdings im privateren Rahmen eines Wirtshauses.

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