Update: Video-Interview mit Geir Lundestad zur Begründung. (via)
Im Folgenden mein Ursprungsartikel:
Dings. Zurecht „humbled„? Also erstens: Es gab schon schlechtere Gewinner. Zweitens: Dies ist das Kriterium für die Vergabe laut dem Testament von Alfred Nobel:
Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile aufgeteilt: […] und ein Teil an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat. Der Preis […] für Friedensverfechter [wird] von einem Ausschuss von fünf Personen [vergeben], die vom norwegischen Storting gewählt werden.“
Es geht also beim Friedensnobelpreis tatsächlich um die Bemühungen und nicht nur um die erfolgreichen Leistungen um den Weltfrieden. Was hat Obama in der Hinsicht schon alles vorzuweisen, also konkrete Versuche und Erfolge und nicht nur schöne Reden?
[ad#ad-1]Der Verzicht auf ein rein provokatives Raketenschild geht auf sein Konto, der die grausige Kalte Kriegs-Rhetorik zwischen den USA und Russland beendete. Mehr noch, er hat ein neues Atomwaffen-Abrüstungsbestreben gemeinsam mit Russland losgetreten. Es ist seine Politik, die einen Abzug aus dem Irak absehbar macht, ebenso die näherkommende Schließung des Guantanamo-Gefängnisses.
Die Rede an die muslimische Welt als Gegenpol zu den hässlichen Kulturkampf-Hetzern kann man kaum hoch genug einschätzen. Auch die Rückkehr zu einem diplomatischen Tauziehen mit dem Iran (der jetzt bereits zustimmte seine Uran-Anreicherung nach Russland zu verlegen) geht auf seine Kappe – auch wenn ihm das die Kommunikation nach den dortigen Wahlen schwer machte. An der Belebung der Nahost-Gespräche arbeitet Obama seit dem ersten Tag seiner Amtszeit als ja Israel zeitnah den Gazastreifen angriff.
Trotz massivem Gegenwind und misslichsten Umständen (welcher US-Präsident hat das Gesundheitssystem angepackt, einen Krieg beendet, sich in Nahost engagiert und eine Weltwirtschaftskrise am Programm gehabt?): Noch ist der neue US-Präsident an keinen dieser Vorhaben gescheitert. Obama setzt auf Soft Power und versucht seine Gegner in der Umarmung anzunähern. Perfekt ist er natürlich nicht und wie dick der Afghanistan-Fleck auf seiner Weste bleibt oder wird, das wird sich noch zeigen.
Aber der Vergleich mit Bush (oder McCain) macht sicher. Die Hardcore-Republikaner hatten die Welt nahe an einen neuen Kalten Krieg mit Russland und eine Invasion in den Iran geführt, wollten neuartige Klein-Nuklearwaffen einsetzen, bereuten Guantanamo bis zuletzt nicht, wollten notfalls 100 Jahre im Irak bleiben und hatten Ansehen und Funktion der UNO strategisch und mutwillig beschädigt.
Diese Veränderung zu goutieren, ist wahrlich nicht die schlimmste Idee die das Nobelpreis-Komitee jemals hatte.
Nun werden manche über die Sinnhaftigkeit einzelner Punkte von Obamas Aktivitäten diskutieren wollen. Meinetwegen. Aber es ist unbestritten, dass der US-Präsident diesen Unterschied in den ersten 9 Monaten machte, und dass das alles auf eine Welt mit mehr Frieden ausgerichtet ist. Dieser neue Wind ist fühlbar – selbst wenn man missachtet was uns ohne Obama blühte oder direkt vor ihm war.
Aber der Nobelpreis ist natürlich auch politisch (und das auch gewollt, sonst würden die Komitee-Mitglieder wohl kaum vom norwegischen Parlament bestellt und die politische Agenda „Frieden“ vorgegeben haben). Die Auszeichnung setzt Obama unter Druck, seinen Weg nicht zu verlassen.
Auch daher: Gute Wahl.