Deutschland, Mali, China und Indien – auf den ersten Blick haben diese vier Länder nicht viel gemeinsam. Doch sie sind alle Mosaikteilchen einer spannenden Energierevolution, die Carl-A. Fechner in seinem Dokumentarfilm „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ gemeinsam mit Hermann Scheer entwirft.
Energierevolution bringt neue Perspektiven und gesellschaftlichen Fortschritt
Denn wenn sich PensionistInnen in Deutschland dank thermischer Sanierung künftig Heizkosten sparen… Wenn Kinder in Mali dank Solarmodul am Dach plötzlich auch nach Sonnenuntergang lernen können… Wenn Unternehmer in China dank aufstrebender Solarunternehmen moderne Arbeitsplätze schaffen… Oder wenn Frauen in Indien dank Mikrokrediten und Schulungen Geld verdienen indem sie Solaranlagen aufs Land bringen…
Dann wird rasch klar, dass die Energierevolution in all ihren Facetten nicht nur Energiesicherheit und Umweltschutz sondern für viele Menschen auch neue Perspektiven und gesellschaftlichen Fortschritt bedeutet. Gerade für junge Menschen. Gerade für Frauen. Gerade für Menschen in Entwicklungsländern. Aber auch für uns im Westen.
Mit Mut und Kreativität in eine unabhängige Energiezukunft
Denn wenn die bestehenden Machtverhältnisse der Energiekonzerne gebrochen werden, bringt uns die Demokratisierung der Energieversorgung nicht nur Unabhängigkeit und Kostenersparnis. Sie wird auch unsere gesamten Lebensbereiche verändern.
Elektroautos, Aktivhäuser, Windparks oder Smartgrids sind dabei nur vier der im Film gezeigten Elemente jener Energiezukunft, die schon heute Gegenwart werden kann. Einer Energiezukunft, die nicht zuletzt mit sauberem Solarstrom aus der Wüste und einem Stopp der Regenwaldabholzung den Klimaschutz vorantreibt.
All dies ist möglich weil bereits viele Menschen diese Energiezukunft mutig und engagiert vorantreiben. Weil sie an die Möglichkeiten erneuerbarer Energieträger und an die Kreativität der Menschen glauben. Oder um es mit den Worten von Muhammad Yunus zu sagen: „Die Sonne ist Energie. Und der Mensch ist auch Energie, kreative Energie! Arm ist für mich nur jemand, der seine kreative Energie nicht nutzen kann.“
Viele Antworten und auch ein paar Fragen
Doch „Energy Autonomy“ liefert nicht nur Antworten, es liefert auch neue Fragen, wenngleich diese im Film nicht immer explizit gestellt werden. Wenn Scheer beispielsweise das Ende der Resourcenkonflikte um Öl und Gas beschwört, muss man sich auch die Frage stellen welche neuen Abhängigkeiten durch das für Solarmodule notwendige Silizium oder das für Elektroautoakkus notwendige Lithium entstehen.
Und wenn der Film vor allem den Austausch fossiler Energieträger durch erneuerbare Energieträger in den Mittelpunkt stellt, darf man nicht vergessen dass eine grundsätzliche Verringerung unseres Energiekonsums und damit ein in jeglicher Hinsicht ressourcenschonenderer Lebensstil notwendig ist.
Klare Antworten in Richtung Politik und Wirtschaft
Eine zentrale Frage wird hingegen klar beantwortet: Warum klammern sich Politik und Energiewirtschaft an alte Lösungen wie die Atomkraft oder neue Lösungen wie CO2-Abscheidung bei Kohlekraftwerken, obwohl diese nur höhere Kosten und unkalkulierbare Gefahren bedeuten?
Weil sie den Machtverlust bei einem Strukturwandel der Energiewirtschaft fürchten! Und weil jeder Euro in Erneuerbare Energieträger nicht selten einen Euro weniger in ihren eigenen Taschen bedeutet.
Die Energierevolution ist möglich
Zumindest dachte sich dies wohl der überwiegende Teil der rd. 700 BesucherInnen nach der Österreich-Premiere von „Energy Autonomy“ diese Woche im Wiener Gartenbaukino. Dennoch muss man Scheer zu seiner nach der Vorführung gemachten Feststellung leider zustimmen: „Im Bereich der Erneuerbaren Energien wird Österreich eindeutig unter seinen Möglichkeiten regiert“.
Ab heute können sich jedoch auch Faymann, Pröll und Co. im Kino ihrer Wahl von den Möglichkeiten der Energierevolution überzeugen…