Um die Rechte von Homosexuellen steht es rund um den Globus sehr unterschiedlich. Einerseits existieren noch Länder, in denen Homosexualität verboten und mit Freiheits- bis hin zur Todesstrafe geahndet wird. Auf der anderen Seiten gibt es vorbildlich tolerante Staaten wie Norwegen oder Schweden, in denen die Geschlechtszusammensetzung in Beziehungen keine Rolle mehr spielt.
Die ÖsterreicherInnen zeigen sich im EU-Schnitt hinsichtlich Toleranz ganz passabel. „Die rechtliche Situation sieht allerdings anders aus. Hier liegt Österreich in Sachen Gleichstellung homosexueller PartnerInnenschaften, gemeinsam mit mehreren osteuropäischen Staaten, in denen Homophobie und Diskriminierung noch weit verbreitet sind, im Schlussfeld“, wie Werner T. Bauer in der Studie „Die Rechte Homosexueller im europäischen Vergleich“ aber feststellen muss.
Eingetragene Partnerschaft
Mit 1. Jänner 2010 trat in Österreich das Gesetz der „Eingetragenen Partnerschaft“ für Schwule und Lesben in Kraft. Ein Schritt Richtung Gleichstellung, wenn auch nur ein kleiner. Noch immer können gleichgeschlechtliche Ehen nicht am Standesamt zelebriert werden. Sie müssen auf der Bezirkshauptmannschaft bzw. am Magistrat geschlossen werden. Romantisch.
Die Frage der Eheschließung ist meines Erachtens eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die ÖVP hat hier aber ihre Zustimmung verwehrt. Die großteils konservative Klientel wird’s danken.
Ein Vergleich in Europa
In Europa sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften in den Niederlanden, in Belgien, Spanien, Norwegen und Schweden mit verschiedengeschlechtlichen vollkommen gleichgestellt. Das bezieht auch die Eheschließung mit ein. Außerdem dürfen in diesen Ländern in gleichgeschlechtlichen Ehen Lebende auch Kinder adoptieren. Das ist zusätzlich in Großbritannien und Dänemark der Fall.
In Schweden war das Gesetz, welches Männern und Frauen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, die Adoption von Kindern erlaubt, „Ergebnis einer groß angelegten Studie, die belegte, dass homosexuelle Paare ebenso wie Heterosexuelle fähig sind, Kinder zu erziehen und für sie zu sorgen.“ (Zitat aus oben genannter Studie von Werner T. Bauer)
Stiefkind-Adoption
Länder, die es noch nicht wagen, das heiße Eisen der Adoption von Kindern anzufassen, haben zumindest die Stiefkind-Adoption ermöglicht (ein leiblicher Elternteil). Diese findet sich in Deutschland, Island, Frankreich und Finnland wieder.
In acht europäischen Ländern ist außerdem die künstliche Befruchtung erlaubt (SWE, SPA, NOR, GRB, ICE, DEN, NED, FIN).
Was den Staat nichts angeht
Ein Staat hat die Aufgabe, die Rahmenbedingungen für ein friedliches Miteinander seiner Bürger zu schaffen. Solche, in denen ein möglichst gutes Leben für möglichst viele Menschen realisierbar ist. Dazu gehört die Freiheit, die Religion, die politische Einstellung oder auch die Sexualität zu wählen, die einem am besten entspricht.
All das fällt in den Bereich der Privatsphäre und damit aus der Verantwortung des Staates. Und aufgrund dieser Tatsache liegt es im Aufgabenbereich von Regierungen, die gleiche gesetzliche Grundlage für alle Menschen zu schaffen und aufrecht zu erhalten.
Was den Staat schon was angeht
Der Staat muss aber trotzdem darauf Acht geben, dass Kinder eine bestmögliche Erziehung erhalten. Hier darf er sich sehr wohl einmischen, was bei der Eheschließung eigentlich illegitim scheint. Ob eine bestmögliche Erziehung bei homosexuellen Eltern nach Adoption oder künstlicher Befruchtung nicht der Fall wäre, obliegt der Wissenschaft und nicht meiner subjektiven Wahrnehmung.
In Deutschland berief sich im Jahr 2009 die frühere Justizministerin Brigitte Zypries auf eine Studie, die besagt, dass Kinder aus Regenbogenfamilien (d.h. 2 Papas oder Mamas) keine Nachteile im Vergleich zu klassischen Familien haben.
Scheindebatten
Es wurden bisher drei verschiedene Materien erwähnt. Da ist einmal die Ehe von Gleichgeschlechtlichen. Meiner Meinung nach steht dem absolut nichts im Wege. Als einziges Argument kommt hier meist, „das sei ja dann nur der Anfang“. Konservative Parteien propagieren, dass man die klassische Ehe wahren müsse, weil ja nur Mann und Frau Kinder bekommen können. Und wo würde das denn dann mal hinführen..
An der Feststellung gibt es nichts zu rütteln. Aber diese Tatsache spielt eigentlich keine Rolle. Wer den Erhalt des Volkes fürchtet, dem sei gesagt, dass weder ein Heterosexueller homosexuell wird, weil er dann die Möglichkeit hat, eine ordentliche Ehe zu schließen, noch ein Homosexueller seine sexuellen Neigungen ändern kann, um am Standesamt oder vielleicht sogar kirchlich zu heiraten.
Das Wesen von Mann und Frau
Thema Nummer zwei und drei waren künstliche Befruchtung von lesbischen Frauen und die Adoption von Kindern. Es mag zwar der Fall sein, dass Mann und Frau von Grund auf unterschiedliche Wesen sind, auch wenn ich mir geschlechtsbezogenen Eigenschaften immer ein bisschen schwer tue.
Aber wenn man einem homosexuellen Paar, das in einer eingetragenen Partnerschaft lebt (mehr ist in Österreich derzeit nicht möglich), mit der Begründung, ein Kind brauche Vater und Mutter, die Adoption dessen verweigert, dann müsste man auch allen Alleinerziehern sofort die Kinder wegnehmen.
Die armen Kinder
Natürlich blanker Blödsinn. Es gibt auch sonst nicht nur ideale Eltern. Probleme würde es aber sicher auch bei homosexuellen Eltern geben. Die gibt es aber immer. Und nicht wegen der Sexualität der Eltern. Ein weit verbreitetes Argument, die armen Kinder würden dann wegen ihrer Eltern gehänselt werden, ist zwar vermutlich nicht ganz falsch. Kleine Kinder können richtig grausam sein.
Aber aufgrund dessen zwei Menschen einen Lebenstraum zu verweigern, halte ich schlicht und einfach für unzureichend. Außerdem kann man im 21. Jhdt. erwarten, dass die Menschen ihr Urteil über andere nicht aufgrund der Sexualität der Betroffenen treffen. Und gehänselt werden Kinder auch wegen ganz anderer Sachen.
Die „Das-gehört-sich-nicht-Kultur“
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die meisten Argumente Konservativer, die die Rechte Homosexueller zu beschneiden versuchen oder ihnen solche vorenthalten, auf dem alten Denkmuster der Das-gehört-sich-nicht-Kultur basieren. „Was würden denn die Nachbarn sagen..“
Viele Länder haben sich bereits von diesem mittelalterlich wirkenden Wahn entfernt. Ich hoffe, Österreich schließt sich diesem Weg an. Und dann wird kein Zeitalter der Dekadenz ausbrechen. Viel mehr eine Zeit, in der Menschen unabhängig ihrer Religion, ihrer Sexualität und politischen Einstellung vom Staat gleichbehandelt werden.
Und über die Religion müsste man dann gleich auch noch mal sprechen.
Als Grundlage dieses Artikels diente die Studie „Die Rechte Homosexueller im europäischen Vergleich“ von Werner T. Bauer.
Bild “Rainbow-Flag”: © manwalk/ PIXELIO
Bild “Regenbogen”: © Hartmut910/ PIXELIO
PS:
Dazu passend, ein großartiger Song von Hella von Sinnen und Rosenstolz, „Ja, ich will“.