ORF eins bringt kaum gesellschaftlichen Mehrwert. Sendungen für Kinder und Jugendliche, ein paar Filme oder Sportübertragungen – ist das die Aufgabe öffentlich-rechtlicher Fernsehanstalten?
Initiator dieses Artikels ist ein von mir gerade gelesener Kommentar im Tagesspiegel, der davon handelt, dass das öffentliche Fernsehen in der Berichterstattung rund um Ägypten versagt hat (via stefan). Zitat Anfang:
Aber was ist mit den Milliarden Euro, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen als Zwangsabgabe eintreibt? Wozu? Für Quizshows, Volksmusikparaden, Lovestorys vor malerischer Kulisse und inflationäre Talkshows? Das kann nicht der Auftrag sein.
Zitat Ende.
Ich habe mir darüber schon vor langer Zeit Gedanken gemacht. Wozu wird ein Sender wie ORF 1 mit Zwangsgebühren finanziert? Man darf mich nicht falsch verstehen. Ich beschäftigte mich zwar gerne mit liberalen Ideen, aber leide nicht unter dem Hayek’schen Knechtschaftskomplex, den ich jetzt einmal so taufe.
ORF eins blockiert private Angebote
Was will ich damit sagen? Wenn mit dem Geld etwas Vernünftiges geschieht (siehe zum Beispiel BBC oder teilweise ORF 2), dann kann man mich durchaus für eine Zwangsabgabe oder alternativ eine öffentliche Finanzierung gewinnen.
Aber warum um Gottes Willen ist jeder Österreicher verpflichtet, monatlich Geld an den Küniglberg zu überweisen um „okidoki“ oder Sportübertragungen zu unterstützen? Als würde sich für Kinderfernsehen und attraktive Sportevents keine private Alternative finden. Über die Unterstützung von Randsportarten zerbreche ich mir jetzt nicht den Kopf. Wenn das jemanden interessiert, dann findet sich auch ein privater, vielleicht regionaler Sender.
Zugegeben, ich bin als Fußballfan selbst immer froh gewesen, wenn sich der ORF die Übertragungsrechte für die Bundesliga oder die Champions League gesichert hat. Aber wenn man einmal nachrechnet, kann man sich für 18-23€ (14,50 gehen davon direkt an den ORF), die monatlich an Gebühren anfallen, auch schon fast einen Pay-TV Sender leisten.
Staat & Information
Wie vermutlich jeder andere österreichische Twitterant folge ich Armin Wolf, der schon mehr als einmal auf Zwangsgebührenvorwürfe reagieren musste. Sein Argument: Für 50c/Tag kriegt man Formate wie Universum, Weltjournal, Report oder Radiosender wie Ö1 und FM4 serviert.
Ich bin kein Medienexperte, dafür haben wir hier im Team ganz andere Leute. Wahrscheinlich lässt sich qualitativ hochwertige Information am besten öffentlich bewerkstelligen. Wahrscheinlich ist es auch wichtig, die Berichterstattung nicht nur an die private Hand abzugeben. Ein Liberaler wird meinen, dass Berichterstattung und Information für eine Gesellschaft von viel zu großer Bedeutung sind, um sie dem Staat zu überlassen.
Als Pragmatiker denke ich aber, dass eine Mixtur aus transparenter, öffentlicher (vom Parteibuch unabhängiger) und privater Information anzustreben ist. Vom Parteibuch unabhängiger? Ja ich weiß, ich bin naiv.
Bevor ich mich in Gedanken verliere, möchte ich zum Schluss noch einmal auf den Kern dieses kleinen Beitrags zu sprechen kommen. Wieso wird ORF 1 öffentlich finanziert?
Der Zweck von ORF eins
Sind es die guten Quoten? Kaum. ORF 2 war im Jahr 2010 was die Marktanteile betrifft um fast 60% erfolgreicher. Oder vielleicht die Werbeeinnahmen? Vermutlich, denn in der für ORF 1 relevanten, jüngeren Zielgruppe lässt sich mehr Geld lukrieren.
Um den wahrscheinlich wirklich ausschlaggebenden Faktor zu erläutern, möchte ich auf die Ökonomische Theorie der Bürokratie verweisen. Diese sagt aus, dass öffentliche Güter meist in zu großer Menge und mit zu hohen Kosten hergestellt wird.
Die für die Debatte um ORF 1 relevantere Aussage ist aber die, dass Bürokraten (liebevolle Bezeichnung für öffentliche Bedienstete aus der Neuen Politischen Ökonomie) Nutzenmaximierer sind. Sie versuchen nicht im Sinne der Gesellschaft oder der Legislative zu arbeiten, sondern wollen ihre persönliche Macht, ihr Einkommen oder ihr Prestige maximieren.
So hat ein Bürokrat kein Interesse an einem Budgetüberschuss. Der würde schlichtweg dazu führen, dass ihm Mittel gestrichen werden. Und damit ginge ein Verlust an Prestige und Macht einher.
Der Bürokrat würde also nie von sich aus sagen, dass das Angebot seiner Behörde überproportioniert ist. Das wird auch Alexander Wrabetz nicht tun. Und deshalb habe ich das jetzt einfach mal getan.
Bild “Shake Hands”: © Gerd Altmann/AllSilhouettes.com / PIXELIO
Bild “Geldverschwendung”: © Benjamin Klack / PIXELIO