Es ist schon viel darüber geschrieben worden, wie respektvoll im Audimax miteinander umgegangen wird. Wie vernünftig zu Entscheidungen gefunden wird. Wie schnell selbst bei emotionalen Themen ganz einfache Kompromisse eingegangen werden. Der „Audimaxismus“ untertags ist ein blühendes Beispiel für ein menschliches Miteinander, das auf Vernunft und Freundschaft basiert. Sobald der Tag sich zu Ende neigt, ändert die Besetzung aber in Teilen ihre Form.
[ad#ad-1]Die Engagierten gehen großteils müde heim, der Anteil der Vernünftigen wird kleiner, die PartybesetzerInnen treten ins gedämmte Licht des Hörsaals. Bis zum letzten Ton der jeweiligen Band füllen sie das Audimax. Dann gehen sie heim und lassen die letzten Engagierten über Nacht zurück. Prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden. Natürlich sind auch GelegenheitsbesucherInnen herzlich Willkommen. Und das Vergnügen ist gar unser Trumpf, der immer wieder neue Leute hereinspült, die doch auch Freude am Ernst der Sache finden.
Was also ist das Problem?
Die Opfer.
Denn wenn am Ende der Acts die Leute gehen, bleibt der Müll zurück. Und die, die eh alles organisieren werden zu den Ärschen vom Dienst. Wer das zulässt, hat den „Audimaxismus“ nicht verstanden und hier eigentlich auch nichts verloren.
Doch die ersten Prinzipien sterben schon früher. Kaum klingt die erste Note des Abends, glühen allerorts die Tschick vor den Gesichtern. Wie halt so das eine das andere ergibt, sind es eben Gesichter, die man großteils sonst nicht im Audimax sieht. Bei der Audimax-Besetzung trifft man hauptsächlich RaucherInnen, die sehr rücksichtsvoll sind, und sich mit ihren Zigaretten in gekennzeichnete Bereiche oder kurz raus begeben. Die Leute die dort sind, weil sie etwas erreichen wollen, die haben so gut wie alle das Hirn, um auch dieses Problem zu verstehen.
Danke an euch. Wann immer ich mich in meinem Leben über RaucherInnen beschwere oder aufrege. Wann immer ich ein Rauchverbot für notwenidg halte. Ihr seid dann nicht gemeint. Euch bräuchte man gar nichts zu verbieten.
Aber den anderen. Denn genau dann, wenn es viele der Party-RaucherInnen nicht schaffen, mal zwei Stunden nicht unbedingt direkt dort zu qualmen, wo sie gerade stehen, ist der „Audimaxismus“ verraten. Kein Grundprinzip der Besetzung ließe es zu, so egoistisch zu sein: Respekt, Rücksichtnahme, Solidarität und Vernunft.
Die Rücksichtsnahme auf Mitmenschen, die sich in einem Raum voller Rauch (oder Sexismus/Rassismus…) nicht wohl oder gar diskriminiert fühlen -oder die Rauch gesundheitlich gar nicht ertragen (was dann genau genommen jeder Mensch wäre, aber natürlich manche ganz besonders betrifft). Wer will, dass das „unsere“ Uni ist, muss auch wollen, dass sich dort alle wohl fühlen.
Die Solidarität mit der Bewegung. Die hat sich nämlich völlig unaufgeregt und (der institutionalisierten österreichischen Politik um Jahre voraus) ihre eigenen Regeln gegeben. RaucherInnen haben ihren Raum, belästigen aber die passive Masse (und Mehrheit) der NichtraucherInnen nicht.
Wer wirklich auch nur das geringste mit dem „Audimaxismus“ am Hut hat, respektiert diese Regeln.
Wer das nicht tut, soll sich schleichen. Die Hack’n dürfen sie machen, oder was? Die Leute die einfach nicht wie Fabrikschlote stinken wollen, die NichtraucherInnen die Wert auf ihre Gesundheit legen, die AllergikerInnen und die Lungenkranken? Den ganzen Tag dürfen sie sich den Arsch aufreissen und mithelfen? Aber die Party und Entspannung, die bleibt dann den Rücksichtslosen übrig? Und wenn die dann gehen, sollen wieder die Vernünftigen im stinkenden Audimax bis zum Morgen ausharren und sich ihren Lungenkrebs holen?
Eigentlich kaum zu fassen nach all den positiven Erfahrungen der letzten beiden Wochen, dass manche Menschen diese einfache Sache nicht verstehen. Dass das nämlich inakzeptabel ist.
Und dann ist es doch wieder eine wichtige Erinnerung daran, dass eben nicht die ganze Welt das Audimax ist. Ein weiterer Grund das schade zu finden.
Fotocredits: Marfis75, CC2.0-BY-SA