„Wenn es Feministinnen um Gleichberechtigung ginge, würden sie für Männerrechte kämpfen. #lmao #megafail ^^“ – twitterte porrporr
So lustig fände ich das gar nicht, hatte ich quasi gesagt. Eigentlich finde ich das Wort „Gleichberechtigung“ (das FeministInnen ja auch gerne benutzen) deutet ja ziemlich genau das an. Ganz geschockt reagierte die Twitterantin „porrporr“ auf diese meine Reaktion.
Mit dem Feminismus und mir ist das so eine Sache. Ich bin da an sich recht sensibilisiert und aufgeschlossen. Es fiele mir sowieso im Traum nicht ein, Frauen in irgendeiner Form selbst zu benachteiligen. Doch es ist sehr unangenehm Feminismus dort zu kritisieren, wo das nötig erscheinen würde.
Im Plenum des besetzten Audimax stürmte die „AG Frauen, Lesben, Transgender“ in den ersten Wochen nahezu allabendlich die Bühne, hielt einen Vortrag über die Notwendigkeit von Antisexismus und erzählte uns, wie schlimm auch diese Bewegung sei. Mehrmals wurde dem Plenum der Besetzung mitgeteilt, dass die AG wegen dem „antifeministischen Hass der Besetzer _innen“ nicht mehr Teil der Besetzung sein könne. Nur um dann Minuten später beim (gefühlt 200 Mal abgestimmten) Antrag einstimmige Zustimmung zu erhalten, Antisexismus als Grundsatz der Bewegung zu manifestieren.
Ich bezweifle nicht, dass es sexistische Vorfälle und Übergriffe gegeben hat. Immerhin waren tausende Menschen anwesend, die klarerweise niemand einer Gesinnungsprüfung unterzog – es muss fast zwingend IdiotInnen darunter gegeben haben. Aber ich hatte täglich über viele Wochen viele Stunde dort verbracht und schlichtweg nichts miterlebt. Sexismus konnte also nicht gerade ein Massenphänomen sein und war definitiv kein in der Bewegung geduldetes Verhalten. Aber in diesen Plenarsitzungen stand niemand auf um zu widersprechen.
An Höhepunkten wurde das zur Farce: Als eine Abordnung der TU Wien mit Transparenten und Fahnen jubelnd den Saal stürmte um uns AudimaxistInnen mit einer Solidaritätserklärung zu überraschen, wurde sie von derartig gesinnten FeministInnen wieder runtergejagt. „Hier redet gerade eine Frau, und dann stürmen da ein paar Typen die Bühne – geht nicht. Buh!“, wurde gejammert.
Dass die Bühne gestürmt wurde, hatte da natürlich mit dem Geschlecht der aktuellen Rednerin nichts zu tun. Das Timing hätte genausogut einen „Macker“ oder „Typen“ treffen können (wie die Mitglieder der AG Frauen gerne Männer nannten). Welch Ironie, dass gerade diese Zwischenrufe ausblendeten, dass die TU-„Typen“ auch Frauen unter sich hatten. Eine davon schrie etwas unbedacht später von der Bühne, wir seien super, aber sollten doch bitte mit dieser „Scheiss Sexismus-Scheisse“-aufhören. Sie meinte damit die angesprochenen penetranten Feminismen und wurde zum Teil ausgebuht, zum Teil beklatscht, großteils aber einfach ungläubig angestaunt.
Wenn einer Denkrichtung überhaupt nicht mehr widersprochen werden kann, bekommt sie Keulencharakter, nimmt sich damit nach und nach aus dem ernstzunehmenden Diskurs und schadet im Endeffekt der Sache. So sagte zwar niemand etwas, aber das Ansehen der AG Frauen litt, weil die Leute diesen zeitweise radikalen Eifer und diese pauschalisierenden, zeitweise Verfolgsungswahn-artigen Attacken natürlich bald satt hatten (wer erinnert sich noch an den angedachten offenen Brief an Menasse, er solle doch bitte verdammt nochmal gendern?). Bald hörte der Großteil nicht mehr zu und der Rest (der Männer und Frauen) überdrehte die Augen. Auch die berechtigten Anliegen gingen in der Folge unter.
Aus demselben Grund wie die meisten AudimaxistInnen schwiegen, spreche ich mit FeministInnen nicht gerne über „ihr“ Thema (das ich genauso als meines betrachte). Ein ungeschicktes, ein unbedachtes, oder einfach nur ein unliebsames Wort und schon hat man den Salat, wird angefeindet oder verspottet – fast nie sachlich über mögliche Fehler aufgeklärt. (Darum erscheint dieser Artikel erst jetzt, und wanderte in änhlicher Form schon zig Mal wieder in den Papierkorb.)
„Gefördert wird der unverblümte Sexismus durch neue Kommunikationsformen wie Facebook und Twitter – nun können endlich alle mitmachen“ – Unique
Nehmen wir an, ein Gesetz benachteiligt Frauen und eine aufgebrachte Dame beklagt dies. Ich würde antworten: „Wir Männer sind bei Sorgerechtsstreitigkeiten und Scheidungen auch scheisse dran. Die armen Frauen sind immer soo empfindlich.“ Man stelle sich das (gerechtfertigte) Tara vor, nach so einer Respektlosikgeit. Was ich noch nicht verraten habe ist, dass dieser Twitterant aus dem Eingangsbeispiel mir (nach tagelanger, empörter Verschnaufpause) mit genau so einem „#armemaenner„-Hashtag antwortete. Männer die ab und zu bei FeministInnen über Benachteiligungen des eigenen Geschlechts klagen kennen diesen Spott, dass sie überempfindlich und „ach so arm“ seien.
Für manche feministische Grüne ist es zum Beispiel „sexistisch“ von einem Mann, zu sagen es genüge nicht Brüste zu haben um in der Partei was zu werden (sondern dass die Frauen da was drauf haben). Es ist aber „überempfindlich“, wenn sich Männer an Begriffen wie „alter Silberrücken“ stören oder daran, dass die grünen Wahllisten zwar 50% Frauen, aber nicht 50% Männer beinhalten müssen. Es sind solche Dinge, die das Gefühl auslösen, dass derartige FeministInnen es mit der „Gleichberechtigung“ nicht ehrlich meinen und die (natürlich selteneren) Diskriminierungen von Männern nicht besonders ernst nehmen. Und dieses Gefühl erstickt die Lust auf eine Diskussion recht schnell.
Es ist falsch dann aus der Diskussion auszusteigen. Damit überlässt man das wichtige Feld der Gleichberechtigungspolitik immer ein Stück weit den Extremen (die aber nie etwas erreichen werden). Aber ich höre zunehmend damit auf, die Schuld für das Debattenende nach solchen Attacken bei mir zu suchen. Wenn das Feminismus ist und mein ganz einfach zutiefst egalitäres Menschenbild nicht, dann ist mir Feminismus zu blöd.