Auch zur Wien-Wahl wird hier wie schon vor zwei Wochen in der Steiermark mit dem Eintreffen der Ergebnisse losanalysiert. Schon im Vorfeld überlegen wir, welche Ergebnisse für die Parteien was bedeuten würden.
Wahlbeteiligung: 1.144.510 Menschen sind in Wien wahlberechtigt, Traditionell ist die Beteiligung eher niedrig. In den letzten 25 Jahren lag der Höchstand bei86,46% (1996), am Wenigsten Menschen gingen mit 60,81% zuletzt (2005) zur Wahl. Ich glaube, dass die Lager besser mobilisiert werden können und denke, dass etwa 725.000 Menschen zur Wahl gehen werden (~63%). 60-70.000 Stimmen werden wohl nicht in Mandate umgemünzterden, weil sie ungültig abgegeben werden oder an Kleinparteien gehen.
SPÖ (2005: 49,09%, 333.611 Stimmen)
Für die Bürgermeisterpartei steht nicht weniger als die absolute Mehrheit auf dem Spiel. Keine Koalition zu benötigen um Michael Häupl als Stadtoberhaupt zu behalten, gilt das das große Ziel. Der Bundestrend spricht gegen die Roten, die zuletzt immer ein signifikantes Minus verkraften mussten. Mit Einbußen ist auch in Wien zu rechnen, wenn auch weniger starken. Ein sehr gut ausgeschöpftes Wählerpotential würde etwa 345.000 Menschen bedeuten.
Gut wäre: Über 48%
Normal wäre: Zwischen 45 und 48%
Schlecht wäre: Weniger als 45% bzw. der Verlust der Absoluten
Desaströs: Ein Ergebnis bei dem sich Rot-Grün nicht ausginge
ÖVP (2005: 18,77%, 127.531)
Es ist schwer abzusehen, woher die Volskpartei in diesem Wahlkampf neue Wähler lukrieren könnte. Die Partei konnte im Wahlkampf außer leeren Worthülsen eigentlich nichts thematisieren und fiel vorrangig mit schicken Häupl-Plakaten auf. Alles andere als ein Minus würde mich überraschen. Mit 130.000 Stimmen wäre die Volkspartei am Zenit.
Gut wäre: Über 20%
Normal wäre: Zwischen 17 und 20%
Schlecht wäre: Weniger als 17%
Desaströs wäre: Weniger als die Grünen zu bekommen
Grüne (2005: 14,63% 99.432)
Es hätte die große Wahl für die Grünen sein können. Zwei bis drei Prozent zulegen, als Wahlsieger die Vizebürgermeisterin stellen und endlich Rot-Grün in Österreich erleben. Aber das bundesweite Stagnieren der letzten Jahre und medial ausgebreitete, interne Querelen (Parteiaustritte und Grüne Vorwahlen) haben diesen Job für die in den TV-Duellen enorm gut auftretende Maria Vassilakou erschwert, auch wenn mit Alexander Van der Bellen der grüne Wunderwuzzi mithilft. Die Umfragen sahen zuletzt wieder besser aus als zu Beginn des Wahlkampfes, dennoch wäre ein Halten des Ergebnisses oder ein kleines Plus unter diesen Voraussetzungen bereits ein Erfolg. 110.000 Stimmen sind ein sehr gut ausgeschöpftes Wählerpotential.
Gut wäre: Über 15%
Normal wäre: Zwischen 12,5 und 15%
Schlecht wäre: Weniger als 12,5%
Desaströs wäre: Einstellig
FPÖ (2005: 14,83%, 100.780)
Die Strache-Partei braucht keinen Wahlerfolg, obwohl sie dringend einen nötig hätte. Mit der Wien-Wahl endet die Wiederauferstehung nach der selbstverschuldeten Parteiexplosion zur Mitte des Jahrzehnts. In all den jüngsten Wahlen stand deshalb ein klares Plus zu Buche, in allen Fällen wurde das Wählerpotential bei weitem nicht so gut wie in den besten Haider-Zeiten ausgeschöpft. Trotzdem verleihen die Medien der Partei ein Siegerimage. Eigentlich müsste man Strache an seiner einstigen Ankündigung messen, er würde Bürgermeister von Wien werden. An diesem Sonntag wird ihm das jedenfalls nicht gelingen, aber ein ordentlicher Zuwachs ist natürlich zu erwarten. 175.000 Wähler sind für die FPÖ bei sehr geglücktem Wahlkampf zu erreichen.
Gut wäre: Über 25%
Normal wäre: 22-25%
Schlecht wäre: Unter 22%
Desaströs wäre: Ein 1er vorne
BZÖ (2005 1,15%, 7.824)
Die Sonnleitner-Landestruppe hat einen Wahlkampf a la Hans Peter Martin geführt. Bürgerlichkeit war die Pose, Kontrolle war das Thema. Langsam bilden sich diese beiden Dinge als Parteilinie heraus. Im Gegensatz zur Steiermark waren so gut wie keine rechten Rülpser von Orange zu vernehmen. Durch die neuerliche Parteispaltung in Kärnten ist das BZÖ dem Hypo-Sumpf etwas entwichen. Die Partei wird wieder etwas wachsen, aber wohl auch in Wien nicht die Einzugshürde in den Landtag schaffen. 35.000 Stimmen dürften im Optimalfall zu erreichen sein.
Gut wäre: Über 4%
Normal wäre: 2-4%
Schlecht wäre: Unter 2%
Desaströs wäre: Schlechter als die KPÖ zu sein
Für das LIF und die KPÖ wäre jede Erwartung eines Landtagseinzuges illusorisch. Beiden Parteien fehlen populäre Gesichter, ein politisches Momentum und eigentlich auch Themen, bei denen man ihnen mehr als anderen zutraut. Beide Parteien wären mit 2% sehr gut bedient. Bei mehr als 15.000 Wählern dürfen die Parteizentralen feiern.
Frage an euch: Auf welche Ergebnisse tippt ihr?