Claus Pandi sorgte kürzlich für Aufregung auf der Medien.Messe.Migration mit einem Sager über die Unmöglichkeit eines schwarzen Kolumnisten (die Hautfarbe ist gemeint, nicht die Partei) in der Krone. In einem Interview mit Das Biber nimmt der Krone-Innenpolitik-Chef nochmal Stellung, da er sich missverstanden, ja gar von Boulevardmethoden verunglimpft fühlt.
„Dass eine Kolumne mit einem schwarzen Kolumnisten in der Krone nicht funktioniert liegt nicht an mir, sondern an der Gesellschaft. Es dauert bis der autochthone Österreicher damit leben gelernt hat, dass sich die Gesellschaft verändert. Das sind die Realitäten, die man aussprechen muss. Wenn ich es ändern könnte, dann würde ich es tun. Aber das liegt im Moment nicht an mir.“
Als Ritter der Volksmeinung meint Pandi mit „die Realitäten aussprechen“ natürlich nicht den objektiven Fakt, dass in unserer Mitte schon lange Menschen mit schwarzer Hautfarbe leben. Damit würden seine LeserInnen nicht fertig werden, weshalb Pandi vermeidet, sie mit der Wirklichkeit zu provozieren. Er macht es tabu, falsche Haltungen als falsch zu bezeichnen.
Pandi ist damit ein Teil der neuen politisch korrekten Volksversteher. Die bezeichnen jede Meinung die ihnen in den Kram passt als unverrückbare „Realität“, die Beachtung verdient habe – auch wenn sie den Fakten widerspricht. Das Inkorrekte wird damit politisch korrekt (oft wird diese angebliche Mehrheitsmeinung als unterdrückt dargestellt und ihre Äußerung paradoxerweise als politisch inkorrekt heroisiert).
Der Krone-Innenpolitik-Chef unterstellt den ÖsterreicherInnen damit durch die Blume Fremdenangst. (Andere dürften sowas nicht tun. Für Menschen, die unser schönes Land auf eine solche Weise vernadern, kennt so mancher Krone-Leserbriefschreiber ein hässliches Wort.) Pandi gefällt es wie er sagt auch gar nicht, dass seine LeserInnen so denken. Doch er glaubt, er stehe dieser Fremdenangst hilflos gegenüber. So gern er sie beseitigen würde, er könne nur warten bis die ÖsterreicherInnen von selbst zur Vernunft kommen. Eine der mächtigsten Zeitungen der Welt zu nutzen, um den Menschen die richtige Welt zu zeigen, das käme Pandi anscheinend nicht in den Sinn. Wenn die LeserInnen Angst vor der Wirklichkeit haben, dann zeigt er ihnen eben eine Scheinwirklichkeit.
Deshalb verlangt Pandi von Menschen ohne Fremdenangst, diese Realität der Ängstlichen zu akzeptieren und nach ihr zu handeln, bis sie sich vielleicht von selbst ändert. So ist das Kartenspiel der neuen politisch korrekten Realität: Die vermutete Befindlichkeit ist der Joker, der jeden objektiven Fakt besiegt.
Auch der Autochthone ist ein Begriff der neuen Politisch-Korrekten geworden. Er wird komplett sinnlos verwendet. Autochthon bedeutet alteingesessen oder heimisch. Heimisch ist jeder, der sich in eine Gesellschaft integriert und dort daheim fühlt. Aber als jemand, dessen familiäre Wurzeln tief in diesem Land stecken, bin ich wohl auch ein alteingesessener Österreicher. Ich bin autochthon durch und durch, aber das gilt für die Politisch-Korrekten nicht (die oft dem Broderismus nahestehen). Denn mit autochthon meinen sie Menschen, die Angst vor Fremdem und Neuem haben. Die Fremdenangst steckt also schon im Begriff, der jemandem zum echten Österreicher macht.
Noch vor wenigen Jahren war „politisch korrekt“ ein Schimpfwort der Rechten. Es richtete sich gegen die linke Unfähigkeit, kulturelle Probleme differenziert zu benennen und sie aus Angst zum Tabu zu machen. Heute versuchen die Rechten ihr Gedankengut zum unantastbaren Tabu zu machen, wenn es argumentativ nicht haltbar ist – sie machen es zur Meinung, eine Meinung sei legitim, und damit stellen sie es als politisch inkorrekt dar, sie zu missachten. Begriffe können sich manchmal erstaunlich schnell verändern.