Vor einigen Monaten haben wir eine größere Umfrage unter Podcast-HörerInnen in Österreich durchgeführt. Wir wollten wissen, wer dieses tolle Medium schon für sich entdeckt hat und Podcasts hört. 280 Personen sind unserem Aufruf in traditioneller Zusammenarbeit (hier unsere Bloggerumfrage) mit Digitalschmankerl gefolgt. Hier sind die Ergebnisse samt Infografik. Woa!
Stichwahl, Runde 2: Wie die FPÖ weiter Angst vor Wahlfälschung sät
Der österreichische Verfassungsgerichtshof hat ausführlich Zeugen und Argumente gehört. Und entschieden, die Stichwahl vom 22. Mai aufzuheben. Wenngleich es gute Gründe gibt, die Entscheidung für problematisch zu halten, halte ich sie grundsätzlich für richtig, weil sie sachlich ausreichend unterfüttert ist und hoffentlich zu weniger Schluderei bei der Umsetzung des Wahlverfahrens führt.
Denn genau diese – zu deutsch: Formfehler, unsachgemäße Abwicklung – hat der VfGH beanstandet. Weder die Richter, noch ein einziger Zeuge oder Alt-FPÖler Dieter Böhmdorfer als Verfasser der Anfechtung haben Manipulationen in den Raum gestellt. Die FPÖ-Spitze aber sehr wohl. Und sie tut es weiter, zum Schaden des demokratischen Systems. Continue Reading „Stichwahl, Runde 2: Wie die FPÖ weiter Angst vor Wahlfälschung sät“
„Es wäre schön, Herr Kurz, wenn sie einmal an unserer Seite wären“
So, Leute: Ich bin grantig. So richtig, richtig grantig. Und deshalb wird das jetzt ein langer Text. Möge es lesen, wer noch fähig ist, lange Texte zu lesen.
Ich mach hier seit 2 Jahren meine (freiwillige, ehrenamtliche, gänzlich unbezahlte) Arbeit. Ich helfe Menschen, die von sehr weit her geflohen sind, bei uns heimisch zu werden. Und zwar Tag für Tag für Tag. Man nennt das Integrationsarbeit. Das ist WIRKLICHE Arbeit. Und zwar von beiden Seiten. Continue Reading „„Es wäre schön, Herr Kurz, wenn sie einmal an unserer Seite wären““
Verschwörung um die Briefwahl: Das falsche Spiel der FPÖ
Keine Partei ist so eifrig dabei, die wohl wichtigste aller demokratischen Vorgänge – die Wahl – zu beschädigen, wie die FPÖ. Schon vor der Auszählung der Briefwahlstimmen, mit denen Alexander van der Bellen seinen Rückstand noch in seinen Sieg verwandeln konnte, schütze man prophylaktisch Dolchstoßlegenden. Und trotz Aufrufen von Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer setzte Ersterer die gar nicht mal so subtile Anzweiflerei der Rechtmäßigkeit der Auszählung fort.
Jüngst teilte er mit dem Zusatz „Viele Fragen bleiben offen!“ mal wieder eine der Grafiken der rechten Facebookseite „FM Politics“. Dort aufgeführt: Waidhofen an der Ybbs und der Sondersprengel in Linz mit jeweils weit über 100% Wahlbeteiligung und die scheinbar in Diskrepanz zu Aussagen des Wahlleiters stehende Zahl der am Montag gezählten Briefkartenstimmen von 766.000.
Die Briefwahl und der drei Rätsel Lösung
Alle drei Dinge, die auf den ersten Blick seltsam erscheinen, waren zu dem Zeitpunkt bereits geklärt. Der Wahlleiter des Innenministeriums hatte sich am Sonntag schlicht verschätzt und es wurden am Montag noch mehr Wahlkarten als erwartet an die jeweiligen Bezirkswahlkommissionen übermittelt. In Waidhofen führte ein Eingabefehler zur falschen Ergebnisdarstellung, die aber auf das an das Innenministerium übermittelte Ergebnis keinen Einfluss hat.
In Linz sind im Sondersprengel nicht nur „fliegende Wahlkommissionen“, die bettlägerige Menschen und Altenheime besuchen, sondern auch Briefwahlstimmen, deren Wahlberechtigte sich auf andere Sprengel verteilen. Journalist Martin Thür hat die Verschwörungstheorien im Detail aufgeklärt.
Die FPÖ wusste Bescheid
Während die Fehleinschätzung des Wahlleiters bedauerlich, aber kein Drama ist, hätte das die FPÖ allerdings auch leicht selber tun können. Sie verfügt in den Bezirken über Wahlbeisitzer, die als Kontrollinstanz für die korrekte Auszählung bürgen. Diese müssen auch wissen, welches Ergebnis letztlich an das Innenministerium übermittelt wurde.
Erst recht sollte die FPÖ mit dem Sondersprengel in Linz vertraut sein. Denn dort sitzt die Partei schon lange im Gemeinderat. Und die Existenz dieses besonderen Sprengels lässt sich bis mindestens 2002 nachverfolgen. Offenbar wurde vor der Nationalratswahl 2008 (PDF) die Zuordnung der Briefwahlstimmen in diesen Sondersprengel beschlossen, denn seitdem gibt es dort stets vielfach mehr Stimmen als Wahlberechtigte. Nachvollziehen lässt sich das einfach über die Bezirksergebnisse der vergangenen Wahlen auf der Homepage der Stadt Linz.
Die FPÖ hatte mit diesem Sprengel bisher noch nie ein Problem. Und dass den Parteivertretern erst acht Jahre später diese wahlordnungsbedingte Diskrepanz auffällt, erscheint nicht besonders glaubwürdig.
Zündler im Feuerwehranzug
Ich habe gestern Straches Aufruf zur Abrüstung der Worte in der ZiB 2 noch begrüßt – allerdings unter Vorbehalt. Die Skepsis war angebracht. Das Infragestellen einer absolut demokratisch abgelaufenen Wahl, in der es bestenfalls zu irrelevanten Pannen gekommen ist, ist auch ein Infragestellen ihres Ergebnisses. Damit spielt man natürlich das sektoide „Alle-gegen-uns“-Spiel, das man schon seit Jahren betreibt, weiter.
Entgegen der eigenen, kalmierenden Worte wird damit erneut der Spaten in gesellschaftliche Bruchlinien gesteckt. Man plant bereits die Maximierung des nächsten Wahlergebnisses und nimmt dafür in Kauf, ein über viele Jahrzehnte bewährtes und die Freiheit sicherndes demokratisches System zu delegitimieren.
Es ist Zeit, die FPÖ beim Wort zu nehmen. In dem Moment, in dem Strache und Hofer zur Einigung und Akzeptanz des Ergebnisses aufgerufen haben, haben sie Verantwortung übernommen – um ihr postwendend nicht mehr gerecht zu werden. Es darf nicht unbeachtet bleiben, dass die Partei sich öffentlich als Brückenbauer positioniert, aber hinterrücks weiter Zwietracht sät.
Je mehr Ausländer in einem Bezirk leben, desto weniger Österreicher wählen FPÖ
Peter Platzgummer hat mir dankenswerterweise erlaubt, diese Grafik zu teilen. Sie visualisiert das Wahlverhalten der ÖsterreicherInnen bei der Präsidentschaftswahl 2016 und den Ausländeranteils in ihrem Bezirk.
Das Ergebnis ist etwas, das man immer wieder bei Wahlen sieht: Je mehr ÄusländerInnen die ÖsterreicherInnen in ihrer Nachbarschaft haben, desto weniger wollen sie ihre Stimme für die FPÖ abgeben – in diesem Fall den Kandidaten Norbert Hofer.
Schon immer wieder eine spannend zu beobachtende Korrelation. Woran liegt es, eurer Meinung nach?
Außerdem lesenswert zur Wahl:
- So hat Österreich gewählt: Eine Landkarte, die nach der Größe der tatsächlichen Wahlbevölkerung gewichtet ist.
- 24 Lehrstunden für Weißwähler: Wie die FPÖ angedeutet hat, wie gefährlich ein Präsident Hofer tatsächlich sein hätte können.
- Warum Norbert Hofer nicht eingeholt werden muss, und trotzdem verlieren kann: Wie man schon vor Wochen eine knappe Wahl vorhersehen konnte.
So hat Österreich gewählt: Eine Karte nach Bevölkerungsgröße #bpw16
Es stört mich seit geraumer Zeit bei Wahlen, dass Parteien in ländlichen Regionen in der Visualisierung immer viel stärker aussehen, als sie sind. Ländliche Bezirke sind nämlich größer aber haben weniger Einwohner als städtische. Deshalb finde ich das Projekt austromorph.space super, dass zur Präsidentschaftswahl 2016 diese schöne Karte erstellt hat, die die tatsächliche Bevölkerungsgröße in Wahlbezirken berücksichtigt.
Außerdem lesenswert zur Wahl:
- Je mehr Ausländer in einem Bezirk leben, desto weniger Österreicher wählen FPÖ: Erstaunliche Daten aus den Wahlergebnissen.
- 24 Lehrstunden für Weißwähler: Wie die FPÖ angedeutet hat, wie gefährlich ein Präsident Hofer tatsächlich sein hätte können.
- Warum Norbert Hofer nicht eingeholt werden muss, und trotzdem verlieren kann: Wie man schon vor Wochen eine knappe Wahl vorhersehen konnte.
24 Lehrstunden für Weißwähler
In den knapp 24 Stunden in denen der Sieger der Präsidentenwahl nicht entschieden war, hat die FPÖ die Wahl und damit die Institutionen der Republik Österreich angezweifelt. Sie hat quasi allen Medien in diesem Land unterstellt, das Ergebnis falsch zu berichten. Sie hat mit diesem Verhalten der Republik massiven Schaden zugefügt, der womöglich noch über Jahre spürbar sein wird und das hat sie aus strategischem Kalkül getan, weil es ihr selbst nutzen wird.
Kaum auszudenken, was diese Partei statt in ungewissen 24 Stunden mit nur 31.000 Stimmen mehr und einem Präsidenten in 6 Jahren machen hätte können.
Eine erkleckliche Anzahl an Leuten haben nicht nur weiß gewählt, sondern in sozialen Medien mitunter auch aggressiv dafür geworben, das zu tun, weil sie keine gravierenden Nachteile von Hofer gegenüber Van der Bellen erkennen wollten.
Mit Sicherheit werden diese Leute darin jetzt keinen Fehler sehen wollen und die Gnade der Mehrheit erspart ihnen die meisten Konsequenzen. Aber vielleicht erinnern sie sich beim nächsten Mal an diese 24 Stunden.
Außerdem lesenswert zur Wahl:
- So hat Österreich gewählt: Eine Landkarte, die nach der Größe der tatsächlichen Wahlbevölkerung gewichtet ist.
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Politisch korrekt: Wo John Cleese recht hat und wo nicht
Dieses Video von John Cleese geht gerade ein paar Monate verspätet durch meine Facebook-Timeline:
John Cleese hat schon recht. Nur dass er halt in diesem Video zu etwas „Politisch korrekt“ sagt und doch was anderes meint. Continue Reading „Politisch korrekt: Wo John Cleese recht hat und wo nicht“
Warum Norbert Hofer nicht eingeholt werden muss, und trotzdem verlieren kann
Man möchte sich die Haare ausreißen, wenn man diese Experten hört, die in den vergangenen Tagen Norbert Hofer zum praktisch sicheren Wahlsieger ernennen. Weil – und das ist ihre eine mathematische Meisterleistung – er hatte im ersten Wahlgang ja 35% und Alexander Van der Bellen nur 21%. Also hat Hofer 14 Prozentpunkte Vorsprung und das sei ja nun wirklich fast unmöglich „aufzuholen“.
Stimmt schon. Wenn ein Hundertmeterläufer 14 Meter hinter einem Konkurrenten starten muss, dann ist das kaum noch aufholbar. Aber wie oft muss man das eigentlich noch anmerken?
Eine Wahl ist kein Wettrennen. Continue Reading „Warum Norbert Hofer nicht eingeholt werden muss, und trotzdem verlieren kann“
Ein paar Thesen dazu, woran die Meinungsforschung knabbert
Derzeit sind ja viele wieder groß dabei, die Meinungsforschung verspotten und verbieten zu wollen. Bei dem ersten Wahlgang der Bundespräsidentschaftswahl lagen die Institute nämlich zum wiederholten Male mit ihren Prognosen deutlich fernab des Ergebnisses. Woran das liegt? Ein paar Details. Continue Reading „Ein paar Thesen dazu, woran die Meinungsforschung knabbert“