Seit Freitag verweile ich in Berlin zu Besuch bei Pezi. Neben dem obligaten Sightseeing und der Erkundung einiger Lokale (Moses Hell Fire BBQ Burger im White Trash mit Fucking Fries) nutze ich die Zeit vor allem um ein wenig zu entspannen und Eindrücke zu sammeln. Wenn man zu lange von einem Ort nicht weg kommt, verliert man logischerweise den Blick von außen. Demnach war ich zuletzt vielleicht etwas zu lange in Wien.
Jetzt wo ich wieder draußen bin, seh ich sie wieder, die erstaunlichen Absurditäten an der Globalisierung. Zum Beispiel, dass es Konzerne gibt, die weltweit ein und dasselbe Produkt anbieten können, dass aber viele gute kleine Ideen des Alltags nicht globalisiert werden. Es ist mir schon im Sommer in Stockholm aufgefallen, dass die Wirte dem kalten Klima in den Abendstunden etwas entgegensetzten: Decken. Auch hier in Berlin ist man auf diese einfache Idee gekommen, auf jeden Platz im Freien eine solche zu legen. Das Ergebnis ist in beiden Städten erstaunlich: Trotz Kälte lebt die „Vor der Tür“-Kultur hier abends weiter. In Wien oder sonstwo in Österreich, wäre mir das noch nie aufgefallen – schon gar nicht flächendeckend. Hirnrissig ist dafür, dass in Berlin vor beinahe jedem Lokal zahlreiche Heizstrahler stehen, die unter hohem Energieaufwand gegen die nächtliche Kälte anheizen, damit die Leute die Decken nicht allzu bald brauchen.
[ad#ad-1]Die kleinen Dinge des Lebens werden in Berlin nicht immer besser gemacht. In Österreich gibt es ein ganz raffiniertes Detail im Verkehrsleitsystem: Fußgängerampeln blinken kurz bevor sie auf rot umschalten. Hier in der ehemals geteilten Stadt kommt das Rot ohne Vorwarnung. Vielleicht gewöhnt man sich ja daran, mich stresst das ganz schön. Noch mehr als der Irrsinn, dass Semmeln hier Schrippen heißen.
Um wie viel einfacher das Leben wohl wäre, wenn man Leute hätte, die all die guten kleinen Ideen der Menschheit zusammentragen würden?
Nach Berlin bin ich übrigens mit dem Zug gefahren. Hin- und Rückfahrt kosten dank Sonderangebot zusammen 38 Euro. Bequemes und klimafreundliches Reisen, das man sich auch als Student leisten kann – sowas muss man über die ÖBB auch mal sagen. Schlafen konnte ich in jener Nacht von Donnerstag auf Freitag zwar nicht (bin halt auch ein Nachtmensch und bis 6 Uhr werde ich nicht müde), dafür habe ich mir den vorbeiziehenden Osten Deutschlands in den frühen Morgenstunden angesehen und einen herrlichen Sonnenaufgang erlebt.
Es waren übrigens die letzten Sonnenstrahlen, die ich in der vergangenen Woche erlebt habe. Der Montag allerdings (der Tag nach dem Sonntag, welcher hier in Berlin kaum von anderen Wochentagen zu unterscheiden ist, weil alles geöffnet hat – seltsames Gefühl, für einen gelernten Österreicher) beginnt mit einem blauen Himmel. Mal sehen, ob das bis zur Abreise am Mittwoch Abend so bleibt.