Eine Gruppe von Menschen die das Internet mögen, haben ein sehr nettes Kompendium zeitgemäßer Kommunikations- und Medienpolitik ins Netz gestellt. Hochtrabender Name: Das Internet-Manifest. In 17 Punkten wird ein neues Journalismusverständnis klar umrissen. Inhaltlich habe ich daran nichts auszusetzen. Es ist nicht bahnbrechend und neu, aber richtig und es ist gut, dass sowas eine Öffentlichkeit bekommen. Die Art der Umsetzung missfällt mir aber in einem Punkt.
[ad#ad-1]Das Problem ähnelt dem, das ich oft auch mit den inzestösen „Was lest ihr gerne?“-Blogparaden oder den „Die immergleichen Leute sagen die immergleichen Sachen“-Mainstream-Berichten über neue Medien habe. Kurz: Es ist eine tendentiell elitäre Angelegenheit. Die Unterzeichnenden des Manifests sind das „Who is who“ der deutschen Bloglandschaft. Haeusler, Beckendahl, Lobo, Niggemeier, Bunz – wer sich ein wenig auskennt findet die Wichtigsten.
Das ist einerseits natürlich logisch. Die Leute kennen sich und wollen zu Beginn eine gewisse Reichweite sicherstellen. Andererseits reproduziert das aber auch die Bekanntheit der TeilnehmerInnen. Auch dadurch, dass sie vermutlich demnächst zu Interviews in Mainstreammedien gebeten werden und so ihre Reichweite noch vergrößern können.
Ich will das nicht falsch verstanden wissen: Ich lese die meisten der Blogs auch recht gerne und finde ihre Macher sympathisch. Aber – will ich das drastisch zuspitzen? Ach doch, warum nicht? – die Aktion propagiert nicht nur ein Manifest. Es werden auch die bestehenden Machtverhältnisse der Blogosphäre klargestellt und bekräftigt – ob nun absichtlich oder nicht.
Das schlägt sich auch in handfeste ökonomische Werte nieder. Die Unterschrift unter dem Manifest ist mit einem Link zur jeweiligen Seite hinterlegt. Es ist anzunehmen, dass das Manifest oft verlinkt wird. Das stärkt den Pagerank, der die Zugriffszahlen, und die wiederum die Werbeeinnahmen.
Die Kommentare, die Außenstehende dazu hinterlassen können, sind mit einem Nofollow-Tag hinterlegt (was etwa bei WordPress-Blogs wie diesem auch üblich ist um Spam zu entwerten). Dort einer der vermutlich bald tausenden (eh immer zustimmenden) Kommentatoren zu sein, bringt also nichts.
Keine Unterschriften unter das Manifest zu setzen hätte für die Sache selbst ein wesentlich schöneres Bild abgegeben.