Die Analyse und folgenden Zahlen basieren auf dem vorläufigen Endergebnis. Die Wahlkarten müssten sehr radikal ausschlagen um noch viel zu ändern.
Wahlbeteiligung – vorläufig 64,2% von 966.000 Wahlberechtigten
Die Wahlbeteiligung wird sinken, es dürften aber noch ziemlich viele Briefstimmen (63.000 Karten wurden ausgestellt) hinzu kommen. Das wird das ein oder andere Detail ändern, nicht mehr aber die großen Trends verändern.
Regierungsbildung
Die Steiermark wird abermals eine Große Koalition oder eine Variante mit Beteiligung der FPÖ erleben.
Zwei Dinge beeinflussen die Verzerrung des Wählerwillens: Durch die Grundmandatsregelung erwirken nur 96,1% der Stimmen auch eine Mandatsunterstützung (BZÖ, PUMA, CPÖ schaffens nicht in den Landtag). Vorrangig rechte Stimmen fallen dadurch weg.
Unter diesen Stimmen gibt es – wenn man es so vereinfachen will – einen Gleichstand an linken und rechten Mandaten (SP/Grüne/KP und VP/FP mit je 28) bei minimaler linker Stimmenmehrheit (48,09% gegen 47,98%, 761 Stimmen Unterschied). Das Proporzsystem ist aber die zweite Hürde für die Regierungsbeteiligung. Wegen ihm erhalten nur SP, VP und FP einen Sitz in der Regierung.
Sollte sich im Landtag noch eine linke Mehrheit ergeben (die KPÖ spekuliert noch auf ein weiteres Mandat), könnte das eine schwarz-blaue Regierungsangelobung blockieren.
SPÖ – 38,4% -3,2%
Franz Voves ist der prominenteste rote Widerredner für Parteichef Werner Faymann. Verlieren tut die SPÖ auch in der Steiermark gemäß Bundestrend trotzdem (wenn auch weniger als zuletzt) aber der erste Platz wird gehalten. Trotz des Minuses erreichen die Roten ihr zweitbestes steirisches Wahlergebnis der letzten 25 Jahre. Schwerste Enttäuschung: In den obersteirischen Industriestädten ging es steil bergab, weil die eigenen Leute zum Teil in Massen nicht wählen gehen und zum anderen KPÖ/FPÖ wählen. In der ersten Reaktion lässt Voves erkennen: Er hält Integrationsprobleme für den Hemmschuh der Partei. Ich halte das bedauerlicherweise für ein Signal an die Blauen.
Bei den absoluten Stimmen sollte man sich an 2005 orientieren: 290.000 wählten damals Rot, 235.000* (ohne Wahlkarten) sind es diesmal.
ÖVP – 37,1% -1,6%
Die Volkspartei ist die große Verliererin der Wahl: Der angestrebte erste Platz wird anscheinend verfehlt und obwohl die Liste Hirschmann im Gegensatz zu 2005 nicht mehr antrat, verliert die Partei. Es ist das zweitschlechteste steirische Wahlergebnis für die VP in der Geschichte der Zweiten Republik. Ein gnadenloses Schönreden wird trotzdem probiert. „Ein ganz, ganz großer und toller Erfolg“, meint Landesparteichef Schützenhöfer, der von der „großen Sensation“ des Wahlsiegs träumt. Besonders fantasievoller PR-Sprech: Es sei eine „gnadenlose Aufholjagd“ gewense.
Um das absolute Stimmenpotential mit dem Ergebnis zu vergleichen würde ich mir das Jahr 2000 ansehen: 315.000 waren es damals, 227.000* diesmal.
FPÖ – 10,8% +6,2%
Wie zu erwarten: Die FPÖ kommt vom Desasterergebnis 2005 nach der Parteiexplosion und konnte damit nur dazu gewinnen. Das Ergebnis liegt allerdings unter dem von 2000 und ist weit weg von den über 17% der erfolgreichsten Haider-Jahre. Man bleibt eine Kleinpartei. Der große Erfolg mit dem zunehmend radikaleren Kurs bleibt für die Strache-Partei weiterhin aus, auch wenn die Partei das als Superduperwuhu-Sieg erfolgreich den Medien verkaufen wird. Ein skrupelloser Machtrausch der Großparteien kann den Blauen allerdings mehr Bedeutung verschaffen, wenn sie in die Regierung geholt werden.
Wie viele Stimmen eine rechtspopulistische Partei in der Steiermark machen kann zeigte die FPÖ 1995: 130.000 waren es damals, 66.300* diesmal.
Grüne – 5,3% +0,5%
Kleiner Erfolg mit schlechtem Beigeschmack für die Grünen: Trotz schlechtes Bundes-Omens und intensiver medialer Negativberichterstattung erreichen sie mit ihrem zweitbesten Steiermark-Ergebnis ein kleines Plus. Auch ein guter Spitzenkandidat kann allerdings nicht dafür sorgen, dass die Partei von den Verlusten von SP, VP und KP merkbar profitiert. Für die Regierungsbildung spielt sie wieder einmal keine Rolle. Das selbstgesetzte Wahlziel ist damit klar verfehlt.
Beachtlich: In Graz (wo es eine Schwarz-Grüne Regierung gibt) legen die Grünen deutlich zu – auch in absoluten Stimmen. Die ÖVP verliert dort.
In den Auftriebsjahren zur Jahrtausendwende (2000) erreichten die Grünen in der Steiermark 37.000 Stimmen. 32.000* diesmal.
KPÖ – 4,4% -1,9%
Ein achtbares Ergebnis für die Kommunisten, aber die Kaltenegger-Jahre sind vorbei. Interessant wären Wählerstromanalysen für Graz, es scheint als würden viele Stimmen von der KPÖ dort zur FPÖ wandern. Ideologischer Wahnsinn, der aber nicht unlogisch ist, da beide Auffangbecken für Proteststimmen sind.
BZÖ – 3% +1,3%
Für eine Parlamentspartei können die minimalen Stimmanteile nicht genug sein: Die orangen Jahre sind vorbei.