Während die Burschenschafter in der Hofburg tanzten, spielten DemonstrantInnen und PolizistInnen auf der Straße Katz und Maus. Einige VertreterInnen aus beiden Gruppen bekleckerten sich dabei nicht unbedingt mit Ruhm. Es war gestern unmöglich überall dabei zu sein, deshalb werde ich mich im Folgenden auf die Ereignisse beschränken, die ich, oder mir persönlich bekannte Menschen, direkt miterlebt haben.

Über die mehr als fragwürde Polizeistrategie wurde schon viel geschrieben. Aus strategischer,  aber vor allem auch aus demokratiepolitischer Sicht, war das ausgesprochene Demonstrationsverbot der falsche Weg. Es hat die Stimmung aufgeheizt und die DemonstrantInnen verstreut, wodurch die Arbeit der Exekutive erschwert wurde. Und natürlich sollten potentielle Ausschreitungen einer kleinen Minderheit nicht als Ausrede für eine Einschränkung des Versammlungsrechts herhalten.

Die Polizei versuchte mittels massiven Kräfteaufwands die Situation in den Griff zu bekommen. Anfangs relativ erfolglos, die Absperrung der Alserstraße lief völlig ins Leere und führte lediglich zum Ausfall der dort verlaufenden Straßenbahnen, während ein vom Urban-Loritz-Platz gestarteter Demonstrationszug erst einmal unbewacht blieb. Die DemonstrantInnen organisierten sich über Twitter und SMS-Ketten und versuchten dabei schneller als die Polizei zu sein. Je später der Abend, desto kleiner wurden die Gruppen und desto schneller reagierte die Polizei.

Von ein paar Vollkoffern…

Die größten Fehler der DemonstrantInnen wurden aber von einer kleinen Minderheit begangen. Ich hatte gerade den Demonstrationszug in der Westbahnstraße erreicht, als mir einige bekannte Gesichter schon entgegenkamen. Frustriert erzählten sie mir von den paar Vollkoffern, die begonnen hatten Mistkübel umzuwerfen und auf ein, vor der Polizeistation in der Westbahnstrasse geparktes, Polizeiauto einzuschlagen. Kurz darauf war der Kessel zu.

Ich habe es ja noch nie verstanden, aber vielleicht kann es mir eineR der geschätzten LeserInnen erklären: Welche Botschaft vermittelt auf der Straße verstreuter Müll? Wessen Herzen sollen erreicht werden, wenn die Fenster eines, durch die Allgemeinheit finanzierten, Polizeiautos eingeschlagen werden?

Ich war gestern dabei und ich werde nächstes Jahr wieder dabei sein. Der WKR-Ball hat in der Hofburg nichts verloren. Aber ganz ehrlich, die pseudorevolutionären Minizerstörungen gehen mir gewaltig auf den Geist. Und wenn ihr denkt es muss unbedingt sein, dann steht wenigstens dazu und versteckt euch nicht hinter schwarzen Halstüchern und der Masse der friedlichen DemonstrantInnen. Damit seid ihr nämlich nicht nur Vollkoffer, sondern feige Vollkoffer.

Dieser Polizeikessel war aus meiner Sicht damit auch berechtigt. Die anwesenden PolizistInnen haben unterschiedlich fähig, im Großen und Ganzen aber korrekt agiert. Es hatte den Eindruck als würde zumindest versucht werden, die Personenkontrollen einigermaßen zügig über die Bühne zu bringen und die, teilweise unverständlichen (Zurückdrängen der „ZuseherInnen“), Vorgaben der Einsatzleitung  friedlich umzusetzen.

…auf beiden Seiten

Andere VertreterInnen der Exekutive verhielten sich weniger korrekt. Die Situation auf der Mariahilferstraße konnte ich nur über verschiedene Berichte verfolgen. Anscheinend führte dort eine eingeschlagene Fensterscheibe zu einem Kessel und einer Festnahme. Beides dürfte äußerst fragwürdig abgelaufen sein. Später am Abend wurde dann wohl ein grundsätzliches Kesselungsgebot ausgesprochen. Vor der Oper wurden friedliche DemonstrantInnen gekesselt und Personalien von Menschen aufgenommen, die den falschen U-Bahn-Aufgang gewählt hatten. Vor dem Burgtor rasten Polizeiautos zentimeternah an Menschen vorbei und PolizistInnen stießen uns vom Zebrastreifen auf den Gehsteig (Ja, ich hatte grün!). Je später der Abend desto ungemütlicher wurde die Stimmung.

Das richtige Zeichen setzen

Die Polizeistrategie war daneben, das Verhalten mancher (aber nicht aller) PolizistInnen ebenfalls. Wir sollten uns aber auch um den Balken im eigenen Auge kümmern.  Es ist gut und wichtig ein Zeichen zu setzen, dass viele Menschen nicht mit dem Burschenschafterball in der Hofburg einverstanden sind. Doch umgeworfene oder brennende Mistkübel und Sachbeschädigungen, die Menschen treffen, die damit gar nichts zu tun haben, sind nicht das richtige Zeichen. Sie bringen nur denen etwas, die uns das  Versammlungsrecht absprechen und den WKR-Ball verharmlosen wollen.

Und eines noch zum Abschluss. Bitte, vergleicht Wien nicht mit Kairo. Auch wenn vieles nicht stimmt in unserem Lande, das haben die ermordeten DemonstrantInnen in Ägypten nicht verdient.

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