Die Forderung nach einem Burkaverbot ist gerade wieder en vogue. Zum Ende des Sommers hat der Themenkomplex Asyl und Integration wieder den öffentlichen Diskurs erobert. Die derzeit von der ÖVP forcierte Idee wird gerne mit dem Schutz von Frauen vor religiös motivierter Unterdrückung argumentiert. Genau dafür taugt es aber ganz und gar nicht.
 
Burkaträgerinnen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen. Keiner davon würde ein Verbot irgendwie helfen. Aber beide würden dadurch Freiheit einbüßen.

Flickr/Beau Giles, CC2.0 BY
Bild: Beau Giles, CC2.0 BY

Zwei Gruppen, keine Lösung

Gruppe 1 sind jene Frauen, die eine Vollverschleierung freiwillig aus religiöser Überzeugung tragen. Dürfen sie das nicht mehr, ist anzunehmen, dass sie wohl ganz einfach nicht mehr oder nur noch seltener außer Haus gehen werden. Dass sich ihre religiösen Ansichten durch ein Burkaverbot ändern, ist hingegen nicht anzunehmen. Auch überzeugte, konservative Christen würden das nicht tun, wenn man ihnen zB das Tragen von Halsketten mit Kreuzen untersagen würde. Grundsätzlich sollte jeder Mensch die Kleidung wählen können, die ihm zusagt.
 
Gruppe 2 sind jene Frauen, die von ihrem Gatten oder ihrer Familien gezwungen werden, sich zu verschleiern und sich diesem Druck beugen (müssen). Die Konsequenz eines Burkaverbots wäre, dass sich diese Frauen infolge gar nicht mehr in der Öffentlichkeit aufhalten können, während die Ursache für ihre Situation unangetastet bleibt. Hier müssen andere Mittel und Wege gefunden werden, statt kontraproduktive Symptombekämpfung zu betreiben.
 

Man muss übrigens beileibe kein Fan von Vollverschleierung sein, um diese Argumentation nachvollziehen zu können. Die Kausalitäten sind sehr offensichtlich.

Wasser auf die Mühlen der FPÖ

Es ist auch ziemlich erstaunlich, dass die ÖVP derart viele PR-Ressourcen für derlei schwachsinnige Maßnahmen verschleudert, die laut ihrem eigenen Minister Sebastian Kurz außerdem nur eine winzige Zahl an Menschen betreffen. Die Schätzung von vor zwei Jahren lag bei 100 bis 150 Burkaträgerinnen, weswegen diesem FPÖ-Vorstoß damals zurecht eine Absage erteilt wurde.

Überall dort, wo eine Burka im Alltag tatsächlich Probleme verursachen könnte, gibt es bereits entsprechende Regelungen. Wer ein Foto für amtliche Zwecke machen oder identifiziert werden muss, muss den Gesichtsschleier lüften. Auf Demonstrationen greift das Vermummungsverbot.

 Jeder Cent, der in die Verwirklichung eines Burkaverbots investiert wird, landet indirekt im Wahlkampfbudget der FPÖ, ohne auch nur irgendetwas Positives zu bewirken.
Interessant oder? Teile das doch mit deinen Freunden!