Das israelische Militär hat Videos aus mehreren Perspektiven von der derbe „missglückten“ Stürmung des Schiffs „Mavi Marmara“ der „Free Gaza„-AktivistInnen veröffentlicht. Dass es bei dieser Aktion zu tödlicher Gewalt kam, sorgt verständlicherweise nicht nur für internationale Kritik, sondern auch widerliche antisemitische Ausbrüche überall auf der Welt.
Al Jazeera berichtete unmittelbar vom Schiff folgendermaßen:
Das klingt ein bisschen wie ein aggressiver Überfall einer Armee auf unschuldige Wehrlose. Mir kam als ich das sah ein Bild aus dem Tom Clancy-Roman „Das Echo aller Furcht“ in den Sinn, in dem ein ähnliches PR-Desaster Israel die Unterstützung der USA kostet und das Land zum Nachgeben im Friedensprozess zwingt.
Die Bilder der Aktion lassen schlussendlich aber vermuten, dass die israelische Armee den Gewaltausbruch nicht beabsichtigt oder erwartet – ja vielleicht nicht einmal verschuldet hatte.
Anscheinend haben die Schiffe – anders als Israel befürchtete – keine richtigen Waffen an Bord gehabt, sonst hätten sich diese Menschen wahrscheinlich nicht mit Stöcken, Metallstangen und Sesseln auf die SoldatInnen (meines Wissens sind in der israelischen Armee auch Frauen) gestürzt. Die später eingesetzten Blendgranaten dürften sie von diesen erbeutet haben. Auch ist klar, dass die Einsatzplanung miserabel war – was schlussendlich auch die Eskalation der Lage in dieser Form ermöglicht hat.
Aber ungeachtet wie man zur Blockade des Gazastreifens an sich steht. Oder zur Stürmung dieser Schiffe im Speziellen. Oder zum Vorgehen der SoldatInnenen konkret. Oder auch zu Israel im Allgemeinen. Die Frage muss erlaubt sein: Soll das auf den Videos friedlicher und unterstützenswerter Widerstand sein? Ich weiß nicht, ob die Einsatzkräfte in der Folge übertrieben oder gar offensiv deeskalierend und aggressiv reagiert haben. Sie scheinen mir beim Entern jedenfalls nicht auf Kampfhandlungen eingestellt.
Kontraproduktive Gewalt
Die Art und Weise, wie einige Leute auf diesem Schiff (auf den anderen soll alles friedlich abgelaufen sein) auf die SoldatInnen losprügeln (sieben verletzt, zwei schwer), kann ich nicht akzeptieren. Vor allem, weil sie mit der Stürmung rechnen mussten. Man kann davon nicht überrascht sein und panisch reagieren, wenn man eine militärische Blockade zu durchbrechen versucht.
Die GewalttäterInnen schaden (wie alle, die eine realistische, friedfertige Option hätten) mit dieser Reaktion ihrer Sache. Denn auch wenn Israel nun lautstark kritisiert wird: Wenn diese Videos die Vorfälle auf den Schiffen adäquat wiedergeben, tragen Teile der AktivistInnen einen großen Teil der Schuld am Blutvergießen. Außerdem sind nun die Schiffe das Thema der Öffentlichkeit. Hätten die Menschen sich (wie die Mehrheit der TeilnehmerInnen) in gewaltlosem Widerstand ergeben, stünde die Blockade des Gazastreifens im Zentrum.