Spanien wird derzeit von der größten Protestwelle der letzten Jahre erfasst. Getragen wird sie von einer breiten Koalition derer, die von der verlautbarten wirtschaftlichen Erholung nichts spüren. Sie organisieren sich nach dem Vorbild der arabischen Revolutionen über Facebook und Twitter, besetzen öffentliche Plätze und verlangen Zukunft, Würde und „echte Demokratie“.
Schlagwort: Besetzung
Wer sich nach den gestrigen Vollversammlungen mit Studierenden in Wien unterhalten hat, bekam je nach Universität sehr unterschiedliche Antworten. Auf der TU und der VetMed, der Medizinischen Universität und der BOKU schien alles sehr gut verlaufen zu sein und alle freuten sich über eine gemeinsame Front gegen die Politik. Anders ging es den Studierenden der Universität Wien.
In Barcelona gibt es seit Jahren eine besonders aktive Szene von HausbesetzerInnen. Unzählige unbewohnte Gebäude werden als Veranstaltungsräume, Gemeinschaftszentren oder auch einfach Wohnräume revitalisiert.
In einem dieser Häuser durfte ich für zwei Wochen mitleben und habe eine andere Form der Besetzung kennengelernt, als ich von Audimax, C1 und den anderen Hörsälen in Österreich kannte: Verschlossene Türen statt offener Freiräume, Hausrenovierung statt stundenlanger politischer Diskussionen. Hinein kommt nur, wer gekannt wird und alle helfen mit.
#unibrennt auf Twitter
Eine ausführliche, interessante Medienanalyse gibt es dazu passend wieder mal bei Max Kossatz.
English: It is getting a bit hard to keep a list on which university is occupied by its students and which is not. I am trying to map the international protests for a free and better education. Please feel free to comment on the blogpost if you have further information and I will update the map. You can also contact me on Twitter (@schaffertom).
Der Rauch, wenn die Uni brennt

Es ist schon viel darüber geschrieben worden, wie respektvoll im Audimax miteinander umgegangen wird. Wie vernünftig zu Entscheidungen gefunden wird. Wie schnell selbst bei emotionalen Themen ganz einfache Kompromisse eingegangen werden. Der „Audimaxismus“ untertags ist ein blühendes Beispiel für ein menschliches Miteinander, das auf Vernunft und Freundschaft basiert. Sobald der Tag sich zu Ende neigt, ändert die Besetzung aber in Teilen ihre Form.
Ideologie und Politik im Audimax

Ideologie klingt verstaubt und unsexy. Viele im Audimax wehren sich gegen die Idee, sie würden diesem Protest aus ideologischen Gründen angehören – manche wollen ihn sogar unpolitisch begreifen. Dieses Selbstverständnis ist naiv, aber lässt sich nachvollziehen. Wer hinhört merkt auch schnell. Es stammt nicht aus einer echten Ablehnung von Politik und Ideologie. Abgelehnt wird, was allgemein darunter verstanden wird.
Justin Sane von Anti-Flag spielte heute aus Solidarität mit den mittlerweile internationalen Bildungsprotesten im Audimax das The Clash-Lied „Should I Stay Or Should I Go“. Er brachte viel Klopapier mit, damit wir es auch noch lange aushalten. Wieder war der Saal zum Bersten voll. Und die Antwort der berühmten Punk-Band aus den Vereinigten Staaten auf die im Song gestellte Frage war auch eindeutig: „Stay!“.
Zu den Livestream-Debatten im Audimax
Weil es gerade so traurig aktuell ist, poste ich im Folgenden den Text der paar Plakate, die ich vor einigen Tagen als Reaktion auf dieses hier im Audimax aufhängte. Wenn ihn jemand noch ein paar mal ausdrucken und im Saal sichtbarer machen möchte, hier ist ein PDF.
Die Revolution WIRD getwittert, gestreamt & gefacebooked
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir besetzen das Audimax nun bereits den neunten Tag. Viele von uns sind müde und gerade haben wir den Erfolg hinter uns, eine der größten österreichischen Demos des Jahrzehnts auf die Beine gestellt zu haben. Da fällt Spannung ab, da ist es nötig, sich langsam wieder auf Neues zu konzentrieren. Wir sollten nicht in einen Wahn verfallen, bei dem wir uns an jedem Tag zu übertreffen versuchen. Nur mit der nötigen Gelassenheit kommen unsere Erfolge. Verkrampftheit schwächt uns.