Öffentlich gab es in vergangenen Jahren selten ein gutes Wort über die Jugend. Die einen sahen sie als faule Computerhocker, die anderen kritisierten sie dafür, uninteressiert zu sein. Atem- und ratlos wurde bei Wahlen auf ihren Rechtsruck geblickt. Planlos schimpften Minister_innen wenn die Ergebnisse der PISA-Studie nicht passten: „Ihr denkt doch nur an Partys!“.

Es gibt zu wenige Unter-30-Jährige, als dass sie für Parteien wichtig wären. Deshalb werden ihre Wünsche ignoriert, ihre Angewohnheiten und Hobbys gar verteufelt. Die neue Lebenswelt der Jungen wird nicht akzeptiert und verbessert. Als „gute“ Jugendpolitik gilt, sie mit Alibislogans und Disco-Besuchen zu ködern.

Meist machen die Umstände nötig, dass sich in der Gesellschaft etwas tut. Irgendwann haben Ignorierte und Unverstandene genug. Wie man auch politisch denkt, die alternden und unterfinanzierten Bildungsstätten (als wichtiger Teil des Jugendlebens) sind unübersehbar. Wer einen Blick dorthin wirft, wird auch erkennen: Das ist eine Generation die Anhand dieser Probleme gerade ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdeckt. Sie entwickelt eigene Polit- und Protestkulturen und formuliert ihre Vorstellungen.

Probleme und Fragen ändern sich ständig, grundlegende gesellschaftliche Streitfragen selten. Und so gibt es auch unter den Jugendlichen von heute wieder Konservative und Progressive, Linke und Rechte, Pragmatiker_innen und Idealist_innen. Aber uninteressiert und faul gelten als Etiketten nicht mehr.

Dieser Text erscheint morgen in der U-Bahn-Zeitung „Morgen“ der Audimax-Besetzung

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