Endlich ist das neue zurPolitik.com präsentierbar. Im Kopf arbeite ich schon Jahre daran, faktisch seit einigen Monaten – und das werde ich noch länger tun. Dies ist der Beginn dessen, was ich für ein zukunftsträchtiges professionelles Blog- bzw. Journalismusmodell halte.

Aus dem Feedback auf zP in den letzten Jahren weiß ich, dass es ein gutes Blog war -für manche sogar eines der Besten. Das ehrt. Aber es zeigt auch, dass was wir in unseren Breitengraden für ein gutes Blog halten, nicht genug ist. Denn jenes Blog, das ich hier großteils alleine geschaukelt habe, hatte viele Schwächen.

Das durchschnittliche gute Blog betreiben ein oder zwei clevere Menschen, die alle paar Tage einen interessanten Kommentar zum Tagesgeschehen veröffentlichen und ein paar hundert Menschen damit erreichen. Das sind fünf Probleme, die im deutschen Sprachraum nur wenige Blogs überwinden.

1. Mit wenigen Autoren lässt sich
2. kein permanentes Angebot aufrecht erhalten,
3. weshalb keine Reichweite entsteht,
4. die mehr als Amateurhaftes erlaubt
5. und relevante Themen bestimmen lässt.

Die ersten vier Punkte sind Vorbedingungen für den wesentlichen Fünften. Wir sind nur Zweitverwerter von traditionellen Medien, weil die Ressourcen für mehr fehlen. Die große Reportage lässt sich vereinzelt ohne Schotter durchziehen, aber ein dauerhaftes Qualitäts-Angebot an relevanten Inhalten nicht. Ohne permanentes Angebot kommen keine Menschen. Und ohne Menschen kann man keine Initiativen setzen. Diese fehlende Power im mitgestalten der öffentlichen Diskussion ist mir schon lange ein Dorn im Auge.

Das zu ändern geht ohne gewaltige Investitionen nicht über Nacht. Muss es auch nicht. Wir haben ja nicht den Zeitdruck eines kommerziellen Unternehmens. Der erste von vielen Schritten ist jedenfalls getan: Das Eigenbrötlerische ist vorbei. Wir wollen gemeinsam an etwas Besserem arbeiten und hoffen, dass sich noch weitere Menschen anschließen.

Das Große dahinter

Es ist kein Selbstzweck, am Ende dieses Prozesses Themen setzen zu können. Die Rahmenbedingungen fordern es geradezu heraus. In einer enorm konzentrierten Medienwelt wie der österreichischen (die zum Teil auch ihr Bestes tut, das große Allgemein abzudecken), versumpert die Gesellschaft im Detail zu oft in Intransparenz. Selten wird das thematisiert, was daraus entsteht: Freunderlwirtschaft, Korruption, Einzelschicksale und Ungerechtigkeiten. Auch Schönes, Positives und Erbauendes. Vieles bleibt unbeobachtet und unberichtet. Das muss sich ändern. Wir wollen helfen.

Allein sind wir nicht besser als was schon da ist. Wir brauchen Gleichgesinnte. Wir brauchen jeden Link auf diese Seiten, den ihr anderswo teilen wollt. Wir brauchen aufmerksame Menschen, die Hinweise auf interessante und wichtige Geschichten beitragen. Wir brauchen jeden Kommentar, der unsere Beiträge herausfordert, verbessert und vervollständigt. Ein Blogartikel ist keine Predigt, sondern eine Konversation.

Wir brauchen manchmal auch Knete. Darum gibt es unser neues Feature: Projekte die wir für wichtig halten vorzuschlagen und über viele kleine Beiträge derer zu finanzieren, die sie auch wichtig finden. Das schwebt mir schon lange vor. Aber bis heute gibt es das in einer so prominenten Form bei international nur ganz wenigen Beispielen – und das auch erst ziemlich kurz. Übrigens öffnen wir dieses Feature gerne auch anderen Menschen, die etwas vorhaben.

Das allein wird nicht sofort alle finanziellen Probleme unserer Pläne lösen. Aber es ist der Zeitpunkt gekommen, um es auszuprobieren. Ein Grundprinzip steht bereit, aber bei der Ausgestaltung werdet ihr uns helfen können. Wenn uns das Bloggen eines lehrt, dann dass man sich nicht einbilden sollte, in allen Dingen klüger als alle anderen zu sein. Jede Hilfe und Kritik ist gern gesehen – wir bitten sogar darum.

Alles weitere muss hier nicht lang und breit vorgestellt werden. Wir werden in den nächsten Monaten demonstrieren, was wir tun wollen. Wir werden besser werden. Schritt für Schritt.

Foto: Alexander Vollmer, CC2.0 BY-NC-SA

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