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Was das Profil gefährlich macht

Nach den Anschlägen in Paris auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“, eine Druckerei und einen jüdischen Supermarkt hat sich unter viele entsetzte, betroffene und auch dumme Reaktionen ein Cover der aktuellen Ausgabe des Profils geschlichen. „Was den Islam gefährlich macht“, titelte das Magazin. Das alleine ist eine Verallgemeinerung, die mit seriösem Journalismus schon weniger zu tun hat als mit den Sprüchen, die man für gewöhnlich in rechten Blogs und Trollpostings findet.

Aber über die schiere Wortwahl könnte man vielleicht noch hinwegsehen, Provokation ist immerhin ein legitimes Stilmittel. Zusammen mit der Bildsprache (der Text wurde begleitet von einem Bild, in dem die Attentäter von Paris auf einen am Boden liegenden und bereits sterbenden Polizisten schießen und das Wort „Islam“ wurde blutrot gefärbt – es ist also eine Verallgemeinerung die sich mit einem schweren Vorwurf paart) geht sich das in meinen Augen aber alles nicht mehr als journalistisch akzeptabel aus. Continue Reading „Was das Profil gefährlich macht“

Blog, Features 15 comments on Wer bezahlt guten Journalismus?

Wer bezahlt guten Journalismus?

Damit Menschen mit Dingen wie Kleidung handeln können, muss der Nackte irgendwie zum Schneider. Deshalb hat der Staat Straßen gebaut. Das hat den Menschen im Laufe der Zeit ziemlich viel gebracht, denn eine ordentliche Infrastruktur ist der Grundstein für wirtschaftliche Entwicklung.

Seit Maria Theresia muss auch jedes Kind in Österreich in die Schule gehen, bezahlen tut das der Staat. Denn wenn der kleine Stevi früh lesen und schreiben lernt, dann fallen ihm später vielleicht einmal tolle Dinge ein, wie das iPad zum Beispiel. Wir könnten auch ohne iPad leben, aber irgendwie hat das schon Sinn mit der Schule.

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Blog, Features 18 comments on Oslo und das System des schnellen Bauchgefühls

Oslo und das System des schnellen Bauchgefühls

Noch bevor am Freitag in Oslo klar war, ob die Explosion in der Innenstadt eine Gasexplosion oder ein Terroranschlag war, fiel auf diversen Nachrichtenstationen bereits unzählige Male das Schlagwort „Al Qaida“. Auf CNN und in der BBC waren dutzende dahin tendierende Terrorexperten am Wort (von deutschsprachigen Medien fangen wir hier gleich gar nicht erst an) und in Onlineforen jubelten nicht nur Jihadisten über die westlichen Toten sondern geiferten auch bereits die Rechtsextremen über die verabscheuten Moslems. Continue Reading „Oslo und das System des schnellen Bauchgefühls“

Blog, Features 16 comments on Rohrers Unmöglichkeiten sind nicht genug

Rohrers Unmöglichkeiten sind nicht genug

Falls jemand noch nie einen Kommentar von Anneliese Rohrer gelesen hat, sei ihm hiermit eine rasche Zusammenfassung vieler davon geliefert: „Österreichs Junge sind viel zu brav und egoistisch angepasst (und die duckmäuserischen Alten sind als schlechte Vorbilder schuld daran)„. Ich habe dieses Lamento jetzt schon einige Male zu oft gelesen. Obwohl ein großer, wahrer Kern darin steckt, teile ich den Befund so nicht mehr. Continue Reading „Rohrers Unmöglichkeiten sind nicht genug“

Gastbeitrag 109 comments on Wie „Die Presse“ mit ihrer Lehrredaktion Geld verdient

Wie „Die Presse“ mit ihrer Lehrredaktion Geld verdient

Auch wenn „Die Presse“ seit 1848 frei ist, die Freude zur Innovation ist geblieben – vor allem, wenn es um die eigenen wirtschaftlichen Belange geht. Da wird schon mal eine Sonntagsausgabe gestartet, die von derselben Redaktion gestaltet wird, welche schon die Montags- bis Samstagsausgaben verantwortet – gratis.

Nun ist es nicht neu, dass PraktikantInnen von Medienhäusern in Dienstverhältnisse gezwängt werden, die knapp an der Rechtswidrigkeit vorbeischrammen. Dieser Grundkonsens zieht sich quer durch die Medienlandschaft (wenn auch Ausnahmen die Regel bestätigen). Die Innovation nach dem Klick

Blog 3 comments on Manifest der einfachen Sprache – 25 Gebote für JournalistInnen

Manifest der einfachen Sprache – 25 Gebote für JournalistInnen

Unsere Sprachdebatte wird natürlich auch anderswo geführt. Zum Beispiel in England. Tim Radford hat da im Guardian 25 Gebote für JournalistInnen aufgelistet. Sie sind nicht neu, Radford hat sie für ein kleineres Publikum schon vor 15 Jahren verfasst. Er begründet sie genauso gut verständlich, wie er es von anderen fordert: „Ich fragte mich, was man beim Schreiben einer Story nie vergessen darf. Die Antwort war laut und deutlich: Dass sie jemand lesen soll.“ Die Gebote kann sich jeder kurz durchlesen, der Texte schreibt. Vor allem für Punkt 20 hätte ich den Mann gern umarmt.

20. English is better than Latin. You don’t exterminate, you kill. You don’t salivate, you drool. You don’t conflagrate, you burn. Moses did not say to Pharaoh: „The consequence of non-release of one particular subject ethnic population could result ultimately in some kind of algal manifestation in the main river basin, with unforeseen outcomes for flora and fauna, not excluding consumer services.“ He said „the waters which are in the river … shall be turned to blood, and the fish that is in the river shall die, and the river shall stink.“

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„Blog-Zusammenschlüsse werden absolut notwendig sein“

Als einigermaßen bekannter Blogger bekommt man so alle ein bis zwei Wochen E-Mails von Studierenden, WissenschafterInnen und JournalistInnen mit der Bitte um ein Interview für Diplomarbeiten, Studien oder Beiträge. Eine solche ging bei mir Anfang Juni von Michael Andres ein, der seine Diplomarbeit zum Politikbloggen in Österreich verfasst (Michael hat gemeinsam mit unserem Mig auch unsere Politikbloggerstudie verfasst). Was ich ihm dazu zu erzählen hatte, erfahrt ihr nach dem Klick. Continue Reading „„Blog-Zusammenschlüsse werden absolut notwendig sein““

Blog 2 comments on Island revolutioniert Medienfreiheit

Island revolutioniert Medienfreiheit

Das isländische Parlament verabschiedete am Donnerstag ein Gesetz, dass das Land zum Leuchtfeuer für freie Meinungsäußerung und Schutz von Journalismus machen soll. Die „Icelandic Modern Media Initiative“ (IMMI) ist der Versuch, die besten Gesetze zu diesem Thema aus aller Welt zusammenzutragen.Das Parlament stimmte einstimmig dafür, etwa besseren Schutz für „Whistleblower“ und mehr Informationsfreiheit zu garantieren – nur eine Person war abwesend. Continue Reading „Island revolutioniert Medienfreiheit“

Features, Unser modernes Zeug 19 comments on Das flattrbook gegen Murdochs Mauer

Das flattrbook gegen Murdochs Mauer

Die Seiten der englischen Times sind nun hinter der neuen Paywall versteckt. Das heißt, noch nicht ganz. Wer sich jetzt registriert, darf den Inhalt des Londoner Qualitätspapiers noch ein bisserl gratis „testen“. Hinterher werden Suchmaschinen und nicht-zahlende LeserInnen (1 Pfund pro Tag oder 2 pro Woche) ausgesperrt. Rupert Murdoch und seine StrategInnen werden einige Ideen brauchen, damit man den Content der Times dann noch irgendwie findet. Ich denke, so funktioniert das Geldverdienen online nicht, weil Online so nicht funktioniert (aber immerhin gut, dass das jemand beweisen wird.) Continue Reading „Das flattrbook gegen Murdochs Mauer“