Die Medien kennen in den letzten Tagen kein anderes Thema mehr. Griechenland, Schulden, Defizit, Maastricht, Bail-out, Krise, Insolvenz. Man könnte die Liste der genannten Begriffe problemlos weiterführen.

Laut griechischem Finanzminister kann sich das gebeutelte Urlaubsparadies nicht mehr über die internationalen Finanzmärkte refinanzieren. Das kommt einem Staatsbankrott gleich. Von so einem spricht man nämlich, wenn ein Land seinen Schuldendienst nicht mehr leisten kann.

Ein Bankrott und seine Folgen

Ohne Einspringen seitens der EU könnten die im Mai fälligen Anleihen eben nicht mehr bedient werden. Griechenland wäre dann bankrott. Doch was würde das bedeuten?

Zum einen wäre die griechische Wirtschaft kaputt. Wenn der Staat keine Kredite mehr bekommt, dann muss ein drastisches Sparpaket her, das sich gewaschen hat. Schulen, Sozialsysteme und öffentliche Institutionen finanzieren sich eben nicht von selbst.

Die wackelige wirtschaftliche Situation würde sich verschlimmern. Eine Depression wäre die Folge. Doch die Krise würde nicht nur Griechenland selbst treffen. Viele europäische Banken halten Staatsanleihen der Hellas. Französische in Summe 56, schweizerische 48 und deutsche 32 Milliarden. Laut Presse sind Österreichs Banken mit 4 Milliarden involviert. 

Die Verluste würden die Institute massiv belasten und die Kreditvergabe weiter einschränken, was Gift für eine Erholung der Konjunktur wäre.

Gezielte Insolvenz

Eine andere Möglichkeit wäre eine geordnete Insolvenz, in der man sich die Schulden genau ansieht und verhandelt. Banken die Anleihen halten, könnten diese zu gleichen Konditionen verlängern oder auf Teile verzichten.

Eine solche würde aber vermutlich das Vertrauen der Finanzmärkte voll und ganz in den Keller jagen. Wer kauft noch Staatsanleihen europäischer Wackelkandidaten, wenn er mit einem nicht unwesentlichen Verlust rechnen muss. Und von diesen Wackelkandidaten existieren genug, Stichwort PIIGS (Portugal, Irland, Italien, eben Griechenland und Spanien).

Der Hungernde gibt dem Verhungernden

Anfang 2010 war die Rede davon, dass man den Griechen bei Bedarf aus der Patsche helfen werde. Konkret müsse man das aber noch nicht überdenken. Im April überschlugen sich dann aber die Ereignisse, bis jetzt eine Unterstützung von EU und IWF mit einem Volumen von 135 Milliarden über 3 Jahre im Raum steht.

Wenn man den Griechen hilft, dann auch richtig und in diesem Ausmaß. Die anfangs genannten Summen würden einen Bankrott nur aufschieben. Und die eingesprungenen Euroländer den Großteil ihres Geldes vermutlich nicht mehr wieder sehen.

Der Staat wirft den Rettungsanker

Die Intervention der EU muss man klug abwägen. Ein Bail-out fördert einerseits undiszipliniertes Verhalten, wenn solches nicht mehr sanktioniert wird.

Auch Steuerzahler stößt er auf den ersten Blick vor den Kopf. Warum sollen wir für die „faulen Griechen“ und die riskanten Geschäfte der Banken einspringen?

Für einen Bail-out spricht das Faktum, dass Griechenland ohne einen solchen Akt zusammenbrechen würde. Ein Bankrott hätte wie oben geschildert schlimme Auswirkungen auf den gesamten Euroraum.

Die Aussicht ist keine goldene. Durch nötige Budgetkonsolidierungsmaßnahmen wie Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen wird die sowieso schon schwache Wirtschaft weiter gebremst. Normalerweise würde man eine wirtschaftliche Erholung abwarten. Dafür ist es für Griechenland aber viel zu spät. Die Schulden sind derart hoch, dass sich der Staat selbst nicht mehr finanzieren kann.

Volkswirtschaftliche Ungleichmäßigkeiten

Man darf gespannt sein, wie die EU mit dem Problem der ungleich starken Volkswirtschaften umgehen wird. Durch die Einheitswährung können diese Ungleichheiten nicht mehr durch Währungsabwertungen ausgeglichen werden.

Auch das beliebte Mittel der inflationsbedingten Schuldenreduzierung funktioniert mit dem Euro nicht mehr. Die politische Gemeinschaft Europa hat sich um eine solche in wirtschaftlicher Hinsicht einfach zu wenig bemüht.

Auf jeden Fall muss konkrete Hilfe so schnell wie möglich beschlossen werden. Die Politik darf die Märkte nicht weiter verunsichern. Wenn es um den Zusammenbruch von Ländern der Währungsunion geht, welcher immense Auswirkungen auf die anderen Mitgliedsländer hätte, dann sind auch anstehende Wahlen kein Grund für billigen Populismus, wie man ihn gerade in Deutschland erlebt.

Verantwortung tragen

In Zukunft muss ein geregelter Ablauf für die Insolvenz eines Staates erstellt werden. Die dabei herrschende Klarheit könnte Unsicherheiten verringern und der bis jetzt vorherrschenden „Wurschtigkeitsmentalität“ wegen einer im Notfall einspringenden Union entgegenwirken.

Und wenn man Griechenland stützt, dann darf das nicht nur der Steuerzahler tun. Auch die Banken, die von den hohen Zinsen auf griechische Anleihen profitiert haben, müssen ihren Beitrag leisten. Sie könnten auf Teile ihrer Forderungen verzichten und Griechenland so die Chance auf einen Neustart geben.

Hier ist die Politik gefragt, entsprechendes mit den betroffenen Instituten auszuhandeln. Die Verhinderung eines Bankrotts liegt im Interesse beider Parteien. Und eine solche Vereinbarung würde nicht nur dem Image der politischen Klasse guttun.

Bild „Akropolis“: © segovax/ PIXELIO
Bild „Griechenland“: © 110stefan/ PIXELIO

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