„Bildung für alle und das umsonst“ – Ein beliebter Spruch auf Demonstrationen für freien Hochschulzugang. Was ein grundsätzlich nachvollziehbarer Wunsch ist, findet in einer Welt mit ausfinanzierten Universitäten aber kaum Platz. Letztlich führt freie Bildung sogar dazu, dass von unten nach oben umverteilt wird. Ob das im Sinne der Proponenten ist?

Universitäten am Sand

Die Situation um die Hochschulen in Österreich ist prekär. Seit September 2008 ist Bildung theoretisch wieder frei. Die Unis platzen aber aus allen Nähten und brauchen dringend Geld.

Eine Ausfinanzierung des Staates scheint aufgrund der misslichen Haushaltslage und fehlender Unterstützung in der Gesellschaft unrealistisch. Studiengebühren sind umstritten.

Viele Studenten, die nicht den Luxus reicher Eltern genießen, leiden bereits jetzt massiv unter den finanziellen Belastungen, die ein Studium zwingendermaßen mit sich bringt. So können sich ein paar Privilegierte das Ausprobieren verschiedener Studien leisten, finden genug Zeit auch mehr als ein Studium zu absolvieren und lernen nebenbei drei neue Sprachen.

Geld regiert die Welt

Das ist natürlich überspitzt formuliert und auch nicht als Vorwurf an die „reichen Kids“ gedacht. Wer in ihrer Situation würde anders handeln? Das Grundproblem trifft diese Formulierung aber. Die finanzielle Situation soll möglichst zu keiner Benachteiligung in der Inanspruchnahme von Bildung sein.

Doch wie soll das, ohne staatliche Ausfinanzierung und Studiengebühren möglich sein? Ein Blick über den Tellerrand, besser gesagt den indischen Ozean, ins idyllische Australien kann da Abhilfe schaffen.

Es geht auch anders

In Australien wurde 1989 das HECS (Higher Education Contribution Scheme) eingeführt. Dort finanziert der Staat die Studiengebühren per Kredit an die Studierenden vor. Dieser wird zinslos gewährt und muss erst mit Erreichen einer bestimmten Einkommensschwelle während des Erwerbslebens in Raten zurückbezahlt werden.

In Australien kosten die verschiedenen Studien auch unterschiedlich viel. Derzeit gibt es vier verschiedene Stufen. Die Kosten werden dabei auch als Anreizsystem verwendet. So sind Studien in Bereichen, in denen Mängel bestehen, deutlich günstiger als solche, bei denen eine ausreichende gesellschaftliche Versorgung erwartet wird.

Ein berechtigter Beitrag

Die Vorteile liegen auf der Hand. Ein solches System ist im Gegensatz zu Studiengebühren nicht sozial selektiv. Die Belastung während des Studiums fällt weg. Und auch nachher müssen nur jene Absolventen bezahlen, die aus ihrer Ausbildung einen finanziellen Vorteil ziehen können.

Und ein gewisser Beitrag von Studenten kann meines Erachtens auch verlangt werden. Wer mehr vom staatlichen Kuchen in Anspruch nimmt, darf auch ein paar Eier und ein bisschen Mehl zurückgeben.

Angesichts der Tatsache, dass es deutlich mehr Studenten aus höheren Einkommensschichten gibt, ist ein Studienbeitrag nur fair. Dass die Kosten erst im Laufe des Erwerbslebens schlagend werden, verhindert, dass Ärmere keinen Zugang zu Bildung bekommen.

Missbrauch

Meines Erachtens ist der einzige Nachteil dieses Systems neben dem Schuldenrucksack, den Absolventen ins Erwerbsleben mitschleppen, die latente Gefahr des politischen Missbrauchs.

In Zeiten von Budgetnöten könnten die Beiträge immer weiter erhöht bzw. die Einkommensschwelle immer weiter herunter geschraubt werden. Genau das ist auch in Australien geschehen.

Aufgrund demokratischer Strukturen denke ich, dass dieser Nachteil aber zumindest in Legislaturperioden ausgleichbar ist (Wahlen). Die konkrete Ausformung ist dann je nach politischem Willen variabel, die Idee hinter diesem System halte ich aber für eine außerordentlich gute.

Bild “Black Barets”: © Thomas Kölsch / PIXELIO
Bild “Bücher”: © Dieter Schütz / PIXELIO

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