Einem Wiener wurde anscheinend sein Auto gestohlen. Es blieb aber in der Folge in der Gegend, denn der Mann bekam weiter Strafzettel wegen Falschparkens. Das Magistrat teilte ihm nicht mit, wo diese Strafzettel ausgestellt wurden (ich hatte noch keinen, aber Kommentaren zufolge steht das auf der Benachrichtigung drauf). So konnte der Betroffene sein Auto nicht orten. Das behauptet zumindest eine amüsante OTS-Aussendung des BZÖ-Parlamentsklubs. (OTS ist ein APA-Medium für kostenpflichtige Presseaussendungen. Die Parteien nutzen das allgemein gerne, um ihren Wahnsinn zu dokumentieren.) Die Orangen orten in ihrer Aussendung einen „Schulbürgerstreich“ (sic) und eine rot-grüne Verschwörung gegen Autofahrer.
Vienna Online veröffentlicht das
Genug gelacht? Jetzt wird es nämlich traurig. Ich wollte sichergehen, dass der „Schulbürgerstreich“ nicht tatsächlich ein Wort ist, von dessen Existenz ich bisher nichts wusste. Also jagte ich es über Google und wurde bestätigt: Es existiert nicht.
Dafür entdeckte ich, dass diese OTS-Aussendung einem Medium wie Vienna Online bereits ausreicht, um eine Meldung zum Thema zu veröffentlichen. Diese enthält keine weitere Überprüfung der Vorwürfe, sondern ist eine ungekennzeichnete, umgeschriebene Version der politischen OTS-Aussendung.
Moment! Sagte ich wirklich „umgeschrieben“? Denn Selbst das wäre noch zuviel der Ehre. Im Vienna Online-Text bleiben die „rot-grünen Geheimpläne“ (als nicht-erkennbares Zitat) enthalten. Und noch besser: Auch der „Schulbürgerstreich“ feiert weiterhin seine Geburt als neues Wort.
PS: Redakteuren vermutlich aller Medien ist die Praxis bekannt, APA-Meldungen ohne weitere Prüfung zu veröffentlichen. Der Unterschied zwischen einer APA-Meldung und einer OTS-Meldung ist allerdings gravierend. APA-Meldungen werden von JournalistInnen verfasst und recherchiert, fantasiereiche OTS-Aussendungen könnte jeder Clown mit zuviel Geld ausschicken.