Wirtschaftsbundchef Peter Haubner möchte künftig keine Gehaltsfortzahlung mehr bei eintägigen Krankenständen, berichtet der ORF. Das damit gesparte Geld unkalkulierbarer Höhe könnte ja in betriebliche Gesundheitsvorsorge fließen, so sein Vorschlag. Sein Anlass dafür ist die stark steigende Zahl von Krankmeldungen von ein bis drei Arbeitstagen. Das wirtschaftliche Argument fehlt trotzdem, denn – wenn man den im Artikel angegebenen Zahlen folgt – die  Gesamtkrankenstandsdauer pro Arbeitnehmer und Jahr sinkt seit zwei Jahrzehnten kontinuierlich. Aber versuchen wir einmal, die Weltsicht des Peter Haubner zu erschließen.

Kosten und Bewusstsein

Diese ist insofern interessant, da sein Vorstoß offenbar jeder wirtschaftlichen Grundlage entbehrt. Er sieht einen „Beitrag zu mehr Gerechtigkeit“ darin, denn mit Zuzahlungen zu Schulbüchern, Freifahrten, Papamonat und Pflegeurlauben würden die Arbeitgeber ohnehin schon viel leisten. Übrigens die Arbeitgeber, die sich ausgeruhte, gesunde, belastbare und konzentrierte Dienstnehmer wünschen.

Weil der gehaltslose Krankenstandstag „Kostenbewusstsein“ schaffen soll, frage ich mich, welche Kosten einem Kranken bewusst werden sollen, wenn er mit seiner schweren Erkältung nicht ins Büro geht, wo er ohnehin nur mit Halbdampf arbeiten könnte, möglicherweise seine KollegInnen ansteckt und aufgrund mangelnder Regeneration in Folge länger ausfällt. Mein Kostenbewusstsein sagt mir also, dass das proaktive Auskurieren einer beginnenden Krankheit gesünder für mich und langfristig günstiger für meine Firma ist. Ich halte es auch für wahrscheinlich, dass die Zunahme der Kurzkrankenstände ein wichtiger Grund für die Abhnahme der Gesamtausfallstage sein könnten.

The mind of a machine

Doch so funktioniert die Rechnung von Haubner nicht. Für ihn, und das unterstelle ich ihm hier einfach einmal, kommt jeder Ausfall einem Schaden des anteiligen Monatslohns gleich. Für ihn ist der Arbeitnehmer eine Variable in der Kosten-Nutzen-Gleichung, deren Wert sich mit einer Formel stets auflösen lässt. Krankenstand reduziert nun den Wert auf der einen Seite um einen bestimmten Betrag, den auf der anderen, dort wo das Gehalt eingesetzt wird, jedoch nicht. Darum geht in der kalkulierten Welt des Wirtschaftsbundchefs die Rechnung dann nicht mehr auf.

Peter Haubner muss ein Roboter, ein Taschenrechner im Maßanzug sein, anders kann ich mir einen wirtschaftlich dämlichen und arbeitnehmerfeindlichen Vorschlag wie diesen schlichtweg nicht erklären. Vielleicht erfreut er sich aber auch tagtäglich bester Gesundheit. So wie eine Maschine eben.

Immerhin hat seine Idee Ablehnung aus allen Parteien provoziert. Daraus darf man wengistens schließen, dass die politische Vernunft in diesen Landen zumindest noch nicht ganz ausgestorben ist.

Fotocredits
Cover: machintoy @ Flickr/CC-BY-NC-ND 2.0
Header: andreavallejos @ Flickr/CC-BY-ND 2.0

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