Für die Grünen stand mir bei meiner kleinen Nicht-Klientel-Befragung der Landtagsabgeordnete und Blogger Christoph Chorherr Rede und Antwort.
ZurPolitik.com: Herr Chorherr, was bieten die Grünen den GewerkschafterInnen?
Christoph Chorherr: Wir bieten ihnen (und nicht nur ihnen) die Vision einer gerechteren Gesellschaft. Nein, das ist nicht zu Allgemein. Unserer Politik ermangelt so sehr Grundsätzliches, Visionäres. Was heißt heute „Gerechtigkeit“, das müssen wir diskutieren, auch mit der Gewerkschaft. Denn teilweise sind wir Partner, teilweise müssen wir mit Ihr heftig streiten. Partner sind wir bei einer notwendigen Steuerreform, welche Besitz und Vermögen stärker, Arbeit weniger besteuert. Ist doch eine Schande, dass „kapitalistische“ Länder wie die USA oder die Schweiz Vermögen viel stärker als wir besteuern.
Streiten werden wir mit der Gewerkschaft aber auch. Denn warum vertreten sie nur jene, die „im System“ sind, nicht aber jene, die derzeit fast keine soziale Absicherung haben („neue“ Selbstständige in prekären Arbeitsverhältnissen, Werkvertargsnehmer/innen, Migranten, Arbeitslose)
ZurPolitik.com Was sind die Versprechen an ArbeiterInnen?
Chorherr: Auch ihnen gebührt „Gerechtigkeit“. Denn auch bei uns häufen sich die „working poor“, jene, die volle Arbeitslsietungen erbringen, aber trotzdem kaum über die Runden kommen. Wir müssen dabei auch mit neuen mutigen Modellen über unseren Schatten springen: z.B. mit Konzepten einer negativen Einkommenssteuer, die Geringstverdiener/innen trotzdem zu einem akzeptablen Gehalt verhilft.
ZurPolitik.com: Probleme haben die Grünen auch mit Über-50-jährigen….?
Chorherr: Mich reißts bei der Frage, denn ich muss sie mir selbst in drei stellen, dann bin ich 50. Ganz grundsätzlich:Jung&alt ist immer weniger eine Frage des Geburtsdatums, als der Einstellung. Ich kenne immer mehr über 60jährige, die jünger als manche 30-jährigen sind. Immer mehr Menschen in diesem Alter fragen sich nach dem Sinn der beruflichen Tretmühle, und wollen etwas Neues, „Sinnvolles“ versuchen. Ihnen „versprechen“ wir nichts Spezielles, ausser: Aufruf zum Unruhestand.
ZurPolitik.com: Die Angebote Ihrer Partei an die LandwirtInnen?
Chorherr: Eigentlich pervers. Es gibt an die 20 000 Biobetriebe in Österreich. Viele wollen umstellen, und trotzdem gibst einen grossen Graben zwischen vielen Bauern und uns Grünen. Inhaltlich gibst große Überschneidungen, kulturell ist oft schwierig. Meine Erfahrung: Gespräch. Wertschätzung für die oft schwere Arbeit. Partner bei Energiefragen (denn es gibt Klügeres als Argarsprit), von Biogas bis zur Strohnutzung. Und Werben um Akzeptanz, dass „Grün“ auch heisst: Rechte für Minderheiten, Migranten, Homosexuelle. Da verlieren wir wieder den
einen oder anderen Landwirt, der meint, wir sollten uns auf „Umwelt“ beschränken, aber nicht wenige hören zumindest unseren Argumenten zu.
ZurPolitik.com: Die Grünen werden auch auffällig öfter von Frauen als von Männern gewählt. Gibt es spezielle Angebote für Männer?
Chorherr: Schon wieder ich! Was verspreche ich mir und meinesgleichen? Ich glaube mit Verlaub, dass es keine speziellen Angebote an „die Männer“ geben kann. Wir sind
sehr verschieden. Und es gibt 1000 Gründe Grün zu wählen, die Männer verstehen, ohne speziell als „Männer“ angesprochen zu werden.
Meine kleine Nicht-Klientel-Befragung bietet auch Antworten von Michaela Mojzis (ÖVP) und Andreas Schieder (SPÖ).