Am 18. September 2000 wurden die Millennium-Goals von den Vereinten Nationen verabschiedet. Die acht Ziele umfassen unter anderem die Bekämpfung von extremer Armut, HIV oder die Gewährleistung von Primärschulbildung für alle Kinder weltweit (bei uns Volksschule) bis zum Jahr 2015. In 2 Wochen (vom 20.-22.9.) findet in New York nun ein Gipfeltreffen statt, bei dem Zwischenbilanz gezogen werden soll.

Anlässlich dieses Gipfels hat UNICEF einen Bericht veröffentlicht, der den Fortschritt verschiedener Länder bei den einzelnen Zielen darlegen soll. UNICEF hält fest, dass zwar positive Entwicklungen geschehen sind, diese aber entweder zu langsam vorangehen oder bestimmte Bevölkerungsgruppen davon ausgeschlossen sind.

Über die Zukunftschancen eines Kindes entscheidet immer noch, wo es geboren wird und aufwächst, welches Geschlecht es hat und ob seine Familie zum Beispiel Zugang zu sauberem Wasser, ausreichender Ernährung und einer elementaren Gesundheitsversorgung hat. Die größte Herausforderung liegt für UNICEF deshalb darin, Gerechtigkeit und Gleichheit in der humanitären Entwicklung zu erreichen.

1. Armut und Hunger (Ziel: Halbierung des Hungers)

Der Prozentsatz der Kinder unter 5, die an Untergewicht leiden, ist zwar von 31 auf 26 gesunken. Doch nur die Hälfte aller Länder ist auf gutem Wege, das eigentliche Ziel, nämlich die Halbierung des Hungers bis 2015 zu erreichen. Hunger ist eines der grausamsten strukturellen Probleme, tötet viele Kinder und erschwert den Überlebenden ihre weitere Existenz maßgeblich. Mit Unterernährung in diesem Alter gehen zahlreiche körperliche Einschränkungen und Krankheiten einher.

2. Grundschulbildung (Ziel: Gewährleistung für alle Kinder)

Auch hier gibt es Fortschritte, laut UNICEF gehen aber noch immer 100 Millionen Kinder im Grundschulalter in keine Schule. In Afrika, südlich der Sahara, besuchen gar 35% in diesem Alter keine Bildungseinrichtung. Generell gilt: Kinder aus ärmeren Familien oder solche, die am Land wohnen, sind hier weiterhin stark benachteiligt.

3. Gleichberechtigung (Ziel: Beseitigung des Geschlechtergefälles in den Schulen)

Vor allem im Süden Afrikas, dem Mittleren Osten, Nord-Afrika und Süd-Asien sind Mädchen immer noch stark benachteiligt. Einer von mehreren Gründen: Frühe Kinderheiraten, die insgesamt aber im abnehmen sind.

4. Kindersterblichkeit (Ziel: Senkung der Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 um zwei Drittel)

In Entwicklungsländern ist die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 seit 1990 von 9% auf 6,5% zurückgegangen. Aber:

Noch immer sterben jeden Tag 24.000 Kinder vor ihrem fünften Geburtstag – die meisten an vermeidbaren oder behandelbaren Krankheiten.

Fortschritte gibt es vor allem bei Impfkampagnen. So konnten etwa die Todesfälle durch Masern um 60% verringert werden. Aber auch hier haben Kinder aus unterprivilegierten Familien nur beschränkten Zugang.

5. Müttersterblichkeit (Ziel: Senken der Müttersterblichkeitsrate um drei Viertel)

Jedes Jahr sterben noch immer mehr als eine halbe Million Frauen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Zu jedem Todesfall kommen noch circa 20 Frauen hinzu, die als Folge einer Geburt an Infektionen, Krankheiten oder sogar Behinderungen leiden.

Grund dafür ist die nicht ausreichende medizinische Versorgung, was vor allem noch in Afrika südlich der Sahara und in Südasien der Fall ist.

6. HIV/Aids (Ziel: Stopp der Ausbreitung von HIV/Aids, Malaria,..)

Hier sind vor allem Aufklärungsprogramme wichtig, die zwar Wirkung zeigen, aber noch lange nicht überall angekommen sind. So ist laut UNICEF nur in drei Risiko-Ländern die Hälfte der Jugendlichen entsprechend aufgeklärt, nämlich in Namibia, Ruanda und Swasiland. Im Jahr 2008 lebten 33,4 Millionen Menschen mit HIV. Bei der Bekämpfung von Malaria konnte man bereits deutliche Fortschritte erreichen.

7. Umwelt (Ziel: Halbierung der Menschen ohne Trinkwasserzugang)

Der weltweite Zugang zu sauberem Wasser stieg zwar von 77 auf 87%. Bis heute haben aber weiterhin 880 Millionen Menschen keinen Zugang zu eben diesem. Die Versorgung ist vor allem auf dem Land oft nicht gewährleistet.

Kaum Fortschritte konnte man hingegen bei der Installierung von Sanitäranlagen erreichen.

Fast 40 Prozent aller Menschen weltweit haben damit immer noch nicht einmal eine einfache Latrine zur Verfügung.

Hygiene kann kein Luxusgut sein, vor allem wenn man bedenkt, dass mangelnde Hygiene Ursache vieler Infektionen und schwerer Durchfallerkrankungen ist, welche sich wiederum als Hauptursachen für Kindersterblichkeit verantwortlich zeigen.

Jo scho, aber z’langsam

Wir halten fest: Es gibt durchaus Fortschritte, positive Entwicklungen. In fast allen Bereichen geht das aber viel zu langsam voran und es müssten noch Wunder passieren, wenn die Millennium-Ziele wie vereinbart 2015 erreicht werden sollen.

Unsere Probleme.. vernachlässigbar

Es existieren sicherlich verschiedene Gründe dafür. Einerseits sind die Politiker weltweit mit Problemen im eigenen Haus beschäftigt (die Krise lässt grüßen), andererseits fehlt oft auch noch der Wille, wirklich Bahnbrechendes zu bewerkstelligen. Bahnbrechend wäre es etwa, wenn man die Millennium Development Goals zeitgerecht erreichen würde.

Und warum fehlt dieser Wille? Weil sich damit keine Wahlen gewinnen lassen. Und wieso das nun wieder? Weil auch in der Bevölkerung noch einem nicht unwesentlichen Teil der Wille fehlt. Ich formuliere das ganz bewusst. Der Wille fehlt, nicht das Bewusstsein. Und so kann man das auch wieder ganz bewusst ausdrücken. Unsere Probleme, sind in Relation zu denen in Entwicklungsländern, vernachlässigbar.

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Bild “Erde”: © Dieter Schütz/ PIXELIO
Bild “Brot”: © Günter Havlena/ PIXELIO

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