Das Momentum in der österreichischen Universitätspolitik schien vorbei. Unibrennt konzentrierte sich auf die eigene Geschichtsschreibung, der Dialog Hochschulpartnerschaft endete mit „Handlungsempfehlungen“ und wir Studierende begannen das neue Semester mit gewohntem Anmeldungskrampf in überfüllten Hörsälen.

Dann erwachten plötzlich die RektorInnen. Nachdem sie das Potential der größten Studierendenbewegung der letzten Jahrzehnte ignoriert und die Unibrennt-Proteste gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium erfolgreich ausgehungert hatten, sahen sie nun plötzlich Zeit zum Handeln. In einer Pressekonferenz der Universitätenkonferenz kündigten sie einen „Protesttag“ am 19. Oktober mit Vollversammlungen an allen österreichischen Universitäten an.

300-Personen-Hörsaal für rund 95.000 Personen?

Vor etwas weniger als einem Jahr gingen zigtausende Studierende und Lehrende auf die Straße, der Protest beschränkte sich nicht auf einen Tag, sondern wurde über Wochen, ja Monate, aufrechterhalten. Die Rektoren (damals noch auschließlich männlich) standen an der Seitenlinie, äußerten im besten Fall Verständnis, beschwerten sich meist jedoch nur über die Form der Proteste.

Das Audimax, der größte Hörsaal der Universität Wien, war wochenlang jeden Tag zum Bersten gefüllt, die von Rektor Winckler einberufene Vollversammlung soll im 300 Personen fassenden Hörsaal U10 im Juridicum stattfinden. Laut univie.ac.at sind derzeit „rund 86.000 Studierende“ zugelassen und arbeiten „rund 8.900 MitarbeiterInnen“ für die Universität Wien. Ist das Vertrauen in die eigene Mobilisierungskraft so gering?

Zehn Tage vor den geplanten Vollversammlungen und über eine Woche nach der Uniko-Pressekonferenz finden sich nur auf den Internetauftritten der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur, der Wirtschaftsuniversität Wien und der Angewandten Informationen zum Protesttag. Die anderen Universitäten hüllen sich (noch?) in Schweigen.

Mobilisierung durch Studierende

Die einzigen wirklich hörbaren Aufrufe zum Protesttag, kommen von den Studierenden selbst. ÖH und Unibrennt mobilisieren auf allen Kanälen, rufen zu den Vollversammlungen und zu anschließenden Protestmärschen auf. Die Organisation durch die Universitäten machen Planungen allerdings nicht leicht, die vier bereits angesetzten Vollversammlungen an Wiener Universitäten finden alle zu verschiedenen Zeiten statt.

In der Aussendung zur Pressekonferenz forderte die Uniko am 1. Oktober einen „Bildungsgipfel“, „eine Regelung der Zugangsfrage, die sofortige finanzielle Sanierung der Unis sowie Investitionen und einen Ausbau der Kapazitäten.“

Als die Studierenden im Herbst 2009 mit ähnlichen Forderungen in die Hörsäle gingen, wurden sie von den Rektoren gebeten diese doch wieder zu verlassen.

Die RektorInnen behaupten nun, sie wollen Druck auf die Regierung ausüben. Doch vielerorts scheint die Angst vor den Studierenden größer zu sein, als die Angst vor dem Kollaps der Universitäten.

Warum sonst, sollte die Vollversammlung der größten Universität Österreichs NICHT im größten Hörsaal der Universität stattfinden?

Angesetzte Vollversammlungen

BOKU: 14.00 Uhr vor dem Schwackhöfer-Haus (Demo: 15.30 Uhr)
Universität Wien: 15.30 Uhr im Juridicum Hörsaal U10
WU Wien: 10-12.00 Uhr im Festsaal
Angewandte: 15.00 Uhr in der Aula
TU Wien: 10-12.00 Uhr im AudiMax (Demo: 16.00 Uhr Getreidemarkt)

Nachtrag: Die TU hat ihrenTermin auch schon fixiert, am Montag sollen die Studierenden per E-Mail informiert werden.

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